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09-10-22 15:05 Alter: 1 year

VON:GH

Barbiert oder balbiert der Barbier?

Ein Besuch der Zigarrenlounges des Barbiers von Berlin ließ diese Frage aufkommen.



(Bild: Frank Meier)

Die Vielzahl der Antworten war ebenso beeindruckend wie die ethymologische Tiefe, mit der die Frage beantwortet wurde.

 Der 4-fache Habanos-Experte Frank Meier hat es prägnant wie folgt formuliert:

Der Barbier, lat. barbarius (von barba ‚Bart' und der Endung -arius) ist seit spätlateinischer Zeit überliefert. Was jedoch so barbarisch klingt, bedeutet letztlich nur Bartscherer und fand Überlieferung in die romanischen Sprachen (italienisch barbiere, französisch barbier). Ins Spätmittelhochdeutsche fand der ‚barbierer‘ als eine aus dem Französischen entlehnte Bezeichnung für den Berufsstand Eingang in den deutschen Sprachgebrauch.

Der Weg zum balbieren ist da schon weniger linear. Es bedurfte des Einflusses aus dem dänischen und schwedischen, um seit dem frühneuhochdeutschen den Balbier in Quellen anzutreffen, der auf Dissimilation des -r in -l beruht. Und so findet bereits seit dem 16. Jahrhundert nahezu parallel barbieren und balbieren Verwendung, wenn man vom Haare schneiden, Bart scheren und auf dieses Handwerk zurückzuführende Tätigkeiten wie das Schröpfen anspricht - und damit gelegentlich auch etwas Betrügerisches zum Ausdruck kommen könnte. Somit kann die Ausgangsfrage leicht beantwortet werden: Der Barbier barbiert oder balbiert, kürzt bei beidem männlichen Haarwuchs, wird aber lediglich bei Zweiterem in den Verdacht geraten, seinen Kunden über den sprichwörtlichen „Löffel zu balbieren“.

Quellen:
Frei nach Kluge: Etymologisches Wörterbuch Der Deutschen Sprache und Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen

„Barbier“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Barbier>, abgerufen am 09.10.2022.

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