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22-01-06 16:50 Alter: 18 yrs

VON:GH

Bolivar Gold Medal statt 16 nur noch 9 Euro

Wenn andere das Markenimage und den Mythos der kubanischen Zigarre nicht beschädigen können oder wollen, dann sollten wir es selber tun, scheint man sich bei Habanos zu sagen. Wie anders ist es zu erklären, dass die im Jahre 2005 mit großem Hype und für 16 Euro das Stück auf dem deutschen Markt eingeführte Bolivar Gold Medal – nur ein Jahr später – für 9 Euro zu erhalten sein wird.



Bolivar Gold Medal Länge: 165 mm, RM: 42


Produktion 2004, auf dem Markt seit Februar 2005


In der für das Jahr 2006 gültigen Preisliste Spaniens taucht die Bolivar Gold Medal zum Preise von 9 Euro auf.

Im Februar 2005 kam diese Zigarre auf den deutschen Markt. Sie knüpfte vom Namen und der Verpackung an die seit 1992 nicht mehr produzierte Serie an und ist etwa zur Hälfte in "Goldfolie" eingewickelt. Dabei handelt es sich um sogenanntes metallisiertes und goldfarbig bedrucktes Papier. Die Stärke beträgt 9/1000stel Millimeter. Die Folie wurde in einer Fürther Firma hergestellt und dann nach Kuba transportiert. Jeweils 10 Stück in einer Kiste zum Preis von 160 Euro. Gesamtauflage: 10.000 Cigarren = 1.000 Kisten. Der Vertrieb erfolgte ausschließlich über die beiden Casa del Habano. Verkostungen ergaben, dass diese Zigarre ab ca. 2010 ihre volle Geschmackskraft entfalten wird.

Die Bolivar Gold Medal (BGM) gehört darüber hinaus in die Gruppe der sogenannten Ediciones Regionales – einer länderspezifischen und für zwei Jahre geschützten Ausgabe, die vom jeweiligen Landesimporteur und seinen Händlern bzw. Casas bei Habanos S.A. reserviert wird.

Von eventuell wenigen Restbeständen abgesehen, ist die gesamte Auflage verkauft.

Es ist dies nicht das erste Mal, dass Habanos einige seiner Freunde düpiert. Man erinnere sich nur an die Cuaba Salomones.

Höchst säuerlich dürften insbesondere die Sammler und Spekulanten reagieren, denen suggeriert wurde, hier sei etwas, das man jetzt und nur einmal bekomme. Nach einigen Jahren würde man eventuell noch einige Kisten auf Auktionen wiederfinden – allerdings zu deutlich höheren Preisen.

Dem Ver(b)raucher soll es recht sein, kann er sich doch nun eine sehr schöne Zigarre zum Schnäppchenpreis zulegen. Aber warum – wenn Sie erst in fünf Jahren ihren vollen Geschmack offenbart? Dann möge sie der Händler so lange aufbewahren.

Der Marke Habanos sowie speziell der BGM erweist man damit einen Bärendienst. Zigarrenkauf ist Vertrauenssache. Und warum soll ich jemandem vertrauen, der mir erst Einmaligkeit und Limitation suggeriert, nach kurzer Zeit aber das Produkt ohne praktische Mengenbeschränkung zur Verfügung stellt? Mit Markenpflege oder Markenführung hat das nichts, aber auch gar nichts zu tun. Selbst ohne tiefschürfende Marketingkenntnisse weiß man, dass dieses Verfahren eine der wenigen Todsünden ist.

Der eventuell auftauchende Hinweis, es handele sich um ein anderes Produkt, da eine andere Tabakmischung verwendet wird, würde die Sache nur verschlimmern. Ein anderer Inhalt unter dem gleichen Namen?

Natürlich hat Habanos das Recht, so zu handeln. Aber was hat Recht schon mit Image zu tun.

Wie alles im Leben, hat auch dieses Ereignis zwei Seiten. Der überzeugte Aficionado wird sich lächelnd zurücklehnen und seinen Grundsätzen treu bleiben. Man rauche täglich Zigarren bis 8 Euro, Sonntags zwischen 8 und 12 Euro und an besonderen Feiertagen darüber hinaus. Als Auswahlkriterium nehme man nur den eigenen Geschmack und sonst gar nichts. Das Sammeln und horten überlasse man dem Händler. Ein 6-Monatsbestand im eigenen Humidor reicht. Und mit den Spekulanten mus man auch kein Mitleid haben. Denen geht es nicht um Zigarren oder Geschmack. Die würden auch mit Bohnerwachs spekulieren, wenn es dafür einen Markt gäbe.