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12-08-05 17:39 Alter: 19 yrs

VON:GH

Casa Köln Bergheim zieht um

Die Tage der Casa del Habano Köln in Bergheim-Niederaußem (ca. 50 km östlich von Köln) sind gezählt. Casamanager Christoph Wolters wird mit seinem Bestand in die Innenstadt von Köln ziehen und die Casa del Habano Köln wird dann auch wirklich in Köln sein.



Peter Heinrichs, Pfeifenraucher. Ihn mit Zigarre zu sehen, hat Seltenheitswert.


Christoph Wolters, Übersetzer der Enzyklopädie über kubanische Zigarren


Der Peter Heinrichs Truck wird wohl in Bergheim stehen bleiben (müssen).

Peter Heinrichs steht morgens ab 06:00 Uhr hinter der Ladentheke seines Pfeifen- und Tabakgeschäftes in der Kölner Hahnenstraße und bedient seine Kunden. Ein Blick auf die Kreditkartenabrechnung vom vergangenen Montag beweist, dass es sich lohnt: Um 06:09 ein Umsatz von 1.180 Euro für den Verkauf einer Pfeife.

Seit einigen Jahren ist der eingefleischte Pfeifenraucher, von dem es nur ganz wenige Bilder mit Zigarre gibt, Präsident einer Casa del Habano, die in der Nähe eines Braunkohlenkraftwerkes ihre nordrheinwestfälische Heimat fand. Nicht unbedingt die prickelnde Umgebung, die man sich vorstellt, wenn man einen Gang in den Tempel der Göttin der Zigarren macht. Aber zum damaligen Zeitpunkt war eben kein anderer Platz vorhanden, sagt Peter Heinrichs. Zudem habe man dort zumindest Parkplätze gehabt, was in der Kölner Innenstadt nahezu unmöglich sei.

Dass er persönlich tagtäglich nicht vor Ort in Bergheim sein würde, machte dem Patriarchen nichts aus, hatte er doch in Christoph Wolters jemanden gefunden, der mit der gleichen Liebe zum Zigarrengeschäft steht, wie er zu seinen Pfeifen.

Aber so ganz habe ihm die Lage der Casa in der Vergangeheit auch nicht gepasst, fügt Peter Heinrichs mit ungewohnt ernstem Gesicht hinzu. Ein Zufall - oder war es gar göttliche Fügung? - ergab, dass das Ladenlokal neben dem Heinrichsschen Pfeifengeschäft frei wurde und demselben Vermieter gehört - der katholischen Kirche.

Flugs also mit dem Kardinal Meisner bzw. seinem Liegenschaftsverwalter gesprochen und die Räumlichkeiten angemietet.

Nun steht die Renovierung von ca. 130 qm Fläche auf zwei Etagen an. Im unteren Teil wird es eine Lounge geben. Da Köln eine Medienstadt ist, wurde mit dem Fernsehsender RTL eine Kooperation vereinbart, nach der in dieser Lounge eine Medienwand eingerichtet wird, auf der der newsbedürftige Medienvertreter ständig up-to-date bleibt.

Einen gastronomischen Touch wird das Ganze durch die Einrichtung einer Bar bekommen. Und dann sollen auch die derzeit noch "eingeschränkten" Öffnungszeiten von 06:00 Uhr bis 20:00 Uhr ein wenig gelockert werden. Peter Heinrichs plant Öffnungszeiten von 06:00 Uhr bis 24:00 Uhr. Nur Sonntags wird geschlossen bleiben. "Mit dem Herrn lege ich mich nicht an", meint Peter Heinrichs verschmitzt und blickt in Richtung Kölner Dom.

Größeren Zulauf erwarten sich beide durch die zentrale Lage in der Innenstadt und natürlich auch ein angenehmeres Verweilen für den Aficionado. Wollte man bisher zu seiner Zigarre einen Rum trinken, verzichtete man mit Rücksicht auf die Autofahrt darauf. Die vielen innerstädtischen Hotels laden nun auch den Kurzreisenden auf eine Zigarre und einen Mojito ein. 

Christoph Wolters, der schon heute für die Casa mit dem größten Umsatz in Europa arbeitet, verspricht sich weitere Umsatzsteigerungen durch die leichtere Erreichbarkeit.

Ob denn nicht auch ein wenig Druck aus Kuba für den Umzug gekommen sei, will ich wissen. Denn immerhin stelle Habanos an die Franchisenehmer einer Casa del Habano gewisse Ansprüche hinsichtlich Lage und Einrichtung. Von Druck wollen beide nichts wissen. Habanos begrüße diesen Umzug und auch in Köln verspreche man sich davon etwas. Also seien jetzt beide zufrieden und der Blick solle nach vorne gerichtet sein.

Umbau und Renovierung werden in den nächsten zwei Monaten erfolgen. Je nach Behördenreaktions- und -bearbeitungszeit rechnet man mit einem Eröffnungstermin Ende 2005 bzw. Anfang 2006.

In den nächsten 14 Tagen wird Peter Heinrichs eh zu kaum etwas anderem kommen als verkaufen. 400.000 zusätzliche Besucher anlässlich des Weltjugendtages der katholischen Kirche werden über Köln, und ein Teil davon sicherlich auch über das Pfeifengeschäft Heinrichs, herfallen. Als Hingucker hat Peter Heinrichs sich etwas besonderes ausgedacht: Bei Dunhill ließ er eine Pfeife (straight grain) anfertigen, deren Deckel aus massivem Silber den Kölner Dom darstellt. Vermutlich wird die Pfeife rechtzeitig eintreffen. Verkäuflich ist sie auch: für 5.600 Euro. 

Apropos Verkauf: Nicht nur morgens um 6 Uhr, auch über Tag wird verkauft. Erst vorgestern trennte sich Peter Heinrichs von der teuersten Pfeife der Welt. Obwohl er sie eigentlich nicht verkaufen wollte: Bei 10.950 Euro für eine Olifant von Bo. Nordh wurde er dann doch schwach und erinnerte sich an seine kaufmännische Grundhaltung.

Ideell mag er den Verlust bedauern, aber die rd. 37.000 anderen Pfeifen in seinem Geschäft werden ihn wohl ablenken.