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14-01-22 07:27 Alter: 2 yrs

VON:GH

Die Leiden des Zigarrenhändlers Maximilian Herzog

„Ausgerechnet das freieste Land Amerikas hat ein furchtbar restriktives Antitabakgesetz.“



Erträgliches Leid: Maximilian Herzog hat Asyl in der Casa San José in Costag Rica gefunden.


Beatriz Ramirez mit der Edición Regional Pura Vida (Saint Luis Rey)


Auch in Costa Rica sind die Casa-Bestände übersichtlich.


Der Innenhof der Casa San José

Gemäß Demokratieindex der Economist Intelligence Unit rangiert Costa Rica auf Platz 18 von 165 untersuchten Ländern – vor Spanien und Japan und nur vier Ränge hinter Deutschland. Dennoch muss Berlins Zigarrenhändler Maximilian Herzog darben und leiden, wenn er nur mal eine Zigarre rauchen möchte. Es ist praktisch allüberall verboten.

Öffentliche Plätze sind eine totale Sperrzone. Auf dem Gehweg kann man zwar rauchen, aber dieses Angebot richtet sich eher an die Zigarettenraucher. Mit einer Doppelcorona oder auch nur Robusto auf dem Bürgersteig? Eine absurde Vorstellung.

Was macht man in einer solchen Situation?

Maximilian Herzog antwortet:

Man lernt aus der Vergangenheit: Speakeasy. Diese auch als Flüster- oder Mondscheinkneipe bezeichnete Institution war bekanntlich eine Errungenschaft der US-amerikanischen Alkohol-Prohibition in den 1920er Jahren. In San José gibt es sie für Raucher. In meiner Lieblingskneipe geschieht das illegale Tun unter einem großen Rauchverbotsschild, flankiert von einem an einer Schnur befestigten, für den öffentlichen Gebrauch bestimmten Feuerzeug und einer Tür, die nach außen fest verschlossen bleibt. Der Betreiber öffnet sie nur für bekannte Gesichter. Diese Speakeasies sind natürlich von Zigarrettenqualmern dominiert, aber immerhin ein Zufluchtsort für den Aficinonado.

Bleibt die Casa del Habano im Industrieviertel Pavas. Die ausserordentlich nette Dame vom Dienst mit Namen Beatriz Ramirez erklärt zu meiner Frage, warum hier geraucht werden darf, dass das Antirauchergesetz erst nach der Gründung der hiesigen Casa eingeführt worden sei. Ich äußere dazu so meine Bedenken, denn es müsste dann doch auch in einigen weiteren Lokalen geraucht werden dürfen. Darauf ihre abschließende Antwort: Vielleicht sei es auch deswegen möglich, weil die Casa nicht kontrolliert werde …

Na ja, vielleicht gibt ja auch hier Politiker, die ganz gerne eine Zigarre genießen.

Ich sitze in der Casa ganz angenehm. Der kleine Patio ist glücklicherweise genügend vom fast unerträglichen Straßenlärm dieses Industrieviertels abgeschirmt. Betrieben wird die Casa von Luis Garcia Cruz (während meines Besuchs in Spanien weilend). Er ist zugleich exklusiver Habanos-Importeur für Costa Rica und Nicaragua. Ware ist fast nur stückweise vorhanden und auch die Regionalzigarre für Costa Rica, eine Saint Luis Rey „Pura vida“ (übrigens der Wahlspruch der Ticos, der mittlerweilen auch als Grußformel benutzt wird), die mir Beatriz wie aus dem Bild ersichtlich stolz präsentiert, wird mir nur als einzelne Kiste angeboten. Ja, sagt Beatriz, vor allem Chinesen und Touristen würden hier kaufen.

Klingt europäischen Ohren vertraut …

Immerhin kann sich trotz der Rauchverbotssituation die Casa halten.

Hinweis: Am Donnerstag dem 10. Februar werden wir mittels einer ZOOM-Konferenz Maximilian Herzog in Costa Rica besuchen. Mit dabei sein wird Marc Niehaus, der Chef der Zigarrenmanufaktur Vegas de Santiago – in der auch die bereits 2020 ausgezeichnete D8 produziert wird.