Artikel-Single-View
20-11-07 07:00 Alter: 16 yrs

VON:GH

Habanos Day • Wer dem Mythos verfällt • Teil 1/2

Was muss man eigentlich tun, wenn man sich einfach mal einen ganzen Tag – und fast eine ganze Nacht – im Kreise Gleichgesinnter ausschließlich mit den anspruchsvollen Dingen menschlichen Genussstrebens beschäftigen will? Ganz einfach: einen Tag der kubanischen Zigarre organisieren – als Ver(b)raucher.



Astrid Rothaut


Tobias Schreiber


Jürgen Deibel


Walter Born


Saul de los Rios


Marc André

Dass damit zugleich eine Menge monatelanger Kleinarbeit verbunden ist, erfuhren Astrid Rothaut und Tobias Schreiber, deren Beruf nun wahrlich nichts mit Zigarren zu tun hat, als sie den ersten „Habanos Day“ in Deutschland organisierten.

Das Ergebnis war mehr als überzeugend. Bis in die frühen Morgenstunden – die Uhrzeit verschweigen wir, aber um einige wurde schon „herum geputzt“ – ging der Tag, der am frühen Nachmittag mit der Registrierung und einem 3er-Pack Zigarren (Montecristo Petit Edmundo, Hoyo de Monterrey Epicure Nr.2, Partagas Serie P No.2) begann.

Unter sieben Dozenten und Themen konnte man wählen:

Walter Born, Grandseigneur der privaten Habanophilenszene und Präsident des Zigarrenzirkels Bergstraße verkündete sein LLL-Credo: Lange liegen lassen. Die Begleitumstände seines Vortrages unterstrichen die Glaubwürdigkeit. Mit teilweiser Verzückung genossen die Teilnehmer eine Punch Churchill von 1998.

Jürgen Deibel, mehr Entertainer als Referent, machte klar, worauf es bei braunen Spirituosen ankommt und ließ seine Zuhörer dies auch gleich anhand einiger Beispiele schmecken. Man erlebt selten jemanden, der Fachverstand und Vortragskunst bei diesem Thema so brillant beherrscht.

Rolf Klein, promovierter Weinjournalist, war da etwas zurückhaltender. Mit nahezu wissenschaftlicher Akribie und Bedachtsamkeit brachte er seinen Zuhörern die Finessen und Details des Portweins nahe und konnte im Zweifelsfalle auf schriftliche persönliche Aufzeichnungen zurückgreifen, die er im Laufe jahrzehntelanger Beschäftigung mit Wein angesammelt hatte. Was er vortrug, konnte man schmecken. Im 20%-Bereich gibt es nichts Besseres zur Zigarre als Port.

Thorsten Wolfertz, Herr der geschliffenen Klingen, Cutter und Scheren in ihrer schönsten Form, lehrte, worauf es ankommt und worauf man achten muss, wenn man etwas kaufen will, was nicht nur praktisch, sondern auch schön ist und gefällig.

Marc André, unermüdlicher Prediger in Sachen relativer Luftfeuchtigkeit und Temperatur. Nur die ideale Kombination ist die artgerechte Lagerungsumgebung für Zigarren. Er weiß, wie man sie schafft und ließ die Zuhörer gerne teilhaben an seinem Wissen.

Matthias Martens, einer der ganz wenigen Habanosommeliers, vermittelte seinen Teilnehmern Kenntnisse über die Bewertung von Zigarren bei korrespondierenden Getränken.

Saul de los Rios, Spitzenroller aus der Zigarrenmanufaktur La Corona brauchte so gut wie nichts zu sagen. Ihm schaute man fortwährend auf die Finger. Ein wenig Neid kommt schon auf, wenn man sieht, wie dieser Meister der Rollung in kurzer Zeit ein makelloses Objekt der Begierde produziert. Antworten auf Fragen gab´s dennoch. Dem nicht spanisch sprechenden Habanosfreund übersetzte und erklärte sie Luis Mustelier Perez.


Fortsetzung folgt ...