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21-12-17 10:30 Alter: 6 yrs

VON:DRO

Jahresrückblick auf das Jahr 2017

Deutsche Meisterschaft im Langsamrauchen, Cigarrentag in Bünde, zahlreiche neue Habanos, Lunchzigarren im Fotowettbewerb, Zigarrendödel in Leipzig und Habanos-Expertenwettbewerb – für Aficionados war 2017 kein langweiliges Jahr.



Januar: Eine Hamburger Institution benennt sich um: Aus „Otto Hatje“ wird „Der Zigarrenmacher“, Inhaber Stefan Appel spendiert seinem Geschäft aus diesem Anlass eine Website. Nun ja, im weitesten Sinne jedenfalls. Das muss kein Maßstab für andere sein – es sei denn, man ist im Sternzeichen des Hahnes geboren. Zum „Year of the Rooster“ gibt es von Davidoff die passende Zigarre. Der deutsche Alleinimporteur für kubanische Zigarren, 5TH Avenue, hat derweil gezählt und verkündet um acht Prozent gestiegenen Umsatz bei Zigarillos. Genaue Zahlen gibt es wie immer nicht, dafür mit den Cohiba Shorts ein neues kleines Format, das tatsächlich nach Cohiba schmeckt. Bleiben wir kubanisch: Kaum ist 2016 um, erscheinen auf dem deutschen Markt die Edicion Limitada von Romeo y Julieta und die Montecristo 80 Anniversario. Verabschieden müssen wir uns in 2017 von der Vegas Robaina Don Alejandro, der Bolivar Coronas Gigantes, der H.Upmann Petit Coronas und der Hoyo de Monterrey Le Hoyo du Prince. Dafür trudeln die ersten Preise fürs Zigarrenlager ein.

Februar: Davidoff hat nun auch ein Büro in Hamburg, nachdem die Oettinger Davidoff AG den deutschen Markt selbst übernommen hat. Davidoff of Geneva Germany GmbH heißt das Unternehmen, zur Einweihungsparty wurden auch Habanos-Raucher unter den Gästen gesichtet. Ob diese auch Zigarrenringe in der Casa del Habano Leipzig beigesteuert haben, ist nicht bekannt, die dortige Sammelsäule ist aber voll und wird geleert. Für etwa 18.000 bis 20.000 Ringe geht es nun nach Hamburg in die Ringolfiere. Für Hans Bockhop ging es 15 Jahre lang durch die deutsche Tabakbranche. Auch danach ist der einstige Marketing- und Vertriebsdirektor von Arnold André Zigarren treu geblieben. Treu bleibt sich auch Habanos S.A. bei der Auslieferung seiner Limitadas: Auf dem deutschen Markt erhältlich ist nun auch die Trinidad Topes. Nicht erhältlich sind diese in den 14 neuen Habanos-Points. Silbervogel? Keulenzigarre? Nur die viel älteren werden sich erinnern. In Großenhain in Sachsen kann man sie nicht kaufen, aber im Schaufenster eines seit vielen Jahren geschlossenen Geschäfts bewundern.

März: Plötzlich geht es Schlag auf Schlag: Es ist gerade einmal März 2017, und schon ist die Edición Regional 2016 in Deutschland erhältlich. Die Bolivar Tesoro ist ein stattliches Salomones-Format, mit 22,50 Euro ist auch der Preis fürstlich – aber es lohnt sich. Im 16. Habanos-Experten-Wettbewerb spielt die Zigarre keine Rolle – dafür eine Zigarre des Formates Hermoso No. 4. Die war von den Ernteausfällen auf Kuba nicht betroffen, da die Deckblätter nicht sehr groß sein müssen. Anders bei Formaten wie der Cohiba Siglo VI, die zur Mangelware geworden ist. Die Ernte 2016/2017 lässt aber aufatmen. Wer nicht so lange warten will, bis daraus Habanos gerollt werden können: Es gibt schöne Alternativen, die Davidoff 702 Series zum Beispiel. Bei „Zigarren und … am Captain’s Table“ wurde die neue Zigarre auf der Rickmer Rickmers vorgestellt. Habanos S.A. kündigt unterdessen einen kompletten Relaunch der Marke Quay d’Orsay an. Bis sie auf dem deutschen Markt zu haben sein wird, wird aber noch ein dreiviertel Jahr vergehen. Dafür ist in Kleinstmengen ab sofort die neue Doppelfigurado Hoyo de Monterrey Elegantes erhältlich. Mit Avo Uvezian stirbt im März eine Legende der Zigarrenhersteller im Alter von 91 Jahren.

April: In Kisten ist die Partagás Serie E No. 2 nicht sehr gut erhältlich – wenn man 1,60 Euro mehr bezahlt, aber künftig im Tubo. Beim Zigarrendinner von Maximilian Herzog, Berlins größtem Zigarrenhändler, standen andere Zigarren auf dem Programm. Vor allem aber die Aufführung des Zweipersonenstücks „Love Letters“. Das Ergebnis des Habanos-Experten-Wettbewerbs steht fest. Es gibt nun zwei 13-fache Experten. Respekt!. Und einen kuriosen Betrugsversuch. Wie schreibt man eigentlich „Connossieur“?.

Mai: Was ist eigentlich ASP? Als Händler als auch als Produzent einer der wichtigsten Lieferanten für Zigarrentabake. In kubanischen Zigarren sind die natürlich nicht zu finden, also auch nicht in der neuen H.Upmann Magnum 54. Bei der Deutschen Meisterschaft im Langsamrauchen 2017 steht eine andere Zigarre im Mittelpunkt: Die Montecristo No. 4. Nicht-kubanisch feiert Wolsdorff seinen 110. Geburtstag. Auf der Rickmer Rickmers können die Gäste zwei besondere Davidoff-Zigarren rauchen, die aus diesem Anlass gerollt wurden. Ein anderer, nicht weniger wichtiger Geburtstag: Heinrich Villiger wird 87, wir gratulieren.

Juni: Selten genug sind positive Würdigungen des Zigarrerauchens in den Medien. Die NZZ am Sonntag plädiert für die Ehrenrettung des Genussrauchens. Zigarrenraucher sind uneigennützige Menschen. Sie spenden zum Beispiel an die Kinderhilfsorganisation Camaquito, die die Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen in Kuba verbessern will. Auf den „gehobenen und komplexreichen Smoke“ setzt die Marke Joya mit der neuen Serie „Joya Black“. 

Juli: Beim ersten Vorentscheid zur Deutschen Meisterschaft im Langsamrauchen 2017 setzt Ostwestfalen-Lippe gleich ein Ausrufezeichen: 1:20:08 erreichte Platz 1. Die Zigarre der Woche kommt in einer luftdichten Verpackung, in der eine relative Luftfeuchtigkeit von 70 bis 72 Prozent gehalten wird. Zur Jahreshalbzeit kommt eine neue Limitada aus Kuba auf den Markt: Die Montecristo Dántes. Zwar eine Limitada 2016, aber wer eine der wenigen Kisten ergattert, freut sich umso mehr darüber. Der Sommer-Fotowettbewerb von „Art of Smoke“ steht unter dem Motto „Lunchzigarre“. Die Redaktionen erreichen viele tolle Aufnahmen. Teilweise sind regelrechte Kunstwerke darunter. Die Zijarnfrünne aus Ostwestfalen-Lippe verfügen nicht nur über einen Zigarrenbus sondern darüber hinaus auch noch über einen 7-fachen Habanos-Experten als Busfahrer. So machen Ausflüge Spaß.

August: Zwei Stunden, 18 Minuten und 8 Sekunden - eine fabelhafte Zeit, die beim Vorentscheid zur Deutschen Meisterschaft im Langsamrauchen 2017 in Großburgwedel-Hannover erreicht wurde. Der Bonner Stadtmeister im genussvollen Zigarre-langsam-rauchen schreibt einen offenen Brief an den Bundesgesundheitsminister: „Bitte lassen Sie die Zigarrenraucher nicht zum Kollateralschaden der von Ihnen betriebenen Gesundheitspolitik werden“. In der Schweiz verlässt unterdessen nach rund sieben Jahren Hans-Kristian Hoejsgaard die Oettinger Davidoff AG. Nachfolger wird Beat Hauenstein, seit 14 Jahren im Unternehmen ist.

September: In Bünde findet der „Erste Deutsche Cigarrentag“ statt. Es gibt viel zu sehen. Nicht gedacht wird dort vor lauter Genussrauchen dem Ende des Reisens: Vor zehn Jahren trat das Rauchverbot bei der Deutschen Bahn in Kraft. Auf Kuba gibt es unterdessen sorgenvolle Blicke in den Himmel. Wirbelsturm Irma ist auf dem Web ins Vuelta Abajo. Eine Wirtschaftsdelegation aus Kuba, unter anderem mit dem Vizeminister des Ministeriums für Außenhandel und ausländische Investitionen macht derweil in der Casa del Habano Leipzig Station. Noch nicht zu Gesicht bekommen hat er das neue 2-Euro-Stück, das 2018 anlässlich des 100. Geburtstags von Helmut Schmidt eingeführt werden soll. Peinlich: Aus der Hand hat man ihm die Zigarette entfernt. Apropos peinlich: Kennen auch Sie Zigarrendödel? Diese trifft man womöglich auch in der Casa del Habano Düsseldorf an. Die ist zum „Habanos-Specialist des Jahres“ gekürt worden und weist Zigarrendödel mit bestem Fachwissen in die Grenzen. Die können sich ja im Arosa auf Sylt vergnügen.

Oktober: Aber ist der Dödel etwa gar kein Dödel sondern ein Honk? Fast dödelfrei waren die Einsendungen zum „Art of Smoke“-Fotowettbewerb. Jetzt stehen die Gewinner fest. Nicht nur mittags lohnt sich ein Besuch des Restaurant Elements in Dresden. Dort geht’s nach dem Essen in die Zigarrenlounge. Zigarren sollte man auch dort stets ganz rauchen, nicht wie Churchill. Oder stimmt die Geschichte der halben Zigarre etwa nicht? Was hundertprozentig stimmt: Arnold André ist seit Oktober wieder zu 100 Prozent in Familienbesitz. Das Unternehmen Oettinger Davidoff zieht derweil in eine neue Firmenzentrale, die sich sehen lassen kann.

November: Im Kino rauchen … lange ist’s her. Außer, man wohnt im niedersächsischen Damme. Da geht das noch! Eigentlich ist die Ausgangslage für die neue Zigarrenlounge im Grand Hyatt Berlin gut, doch den Test besteht sie erstmal nicht, auch wenn das Hotel schnell reagiert. Dann lieber zuhause eine Rafael Gonzales Perlas rauchen. Die gibt es nun auch in der 50er Kabinett-Kiste. Wie lange Hauke Walter wohl eine der kleinen Zigarren rauche würde? Er ist der neue Deutsche Meister im Langsamrauchen mit einer Rauchdauer von zwei Stunden, neun Minuten und 32 Sekunden. Meister im „Für einen Filmdreh Zigarren rauchen“ ist Gary Oldman. Für 30.000 Dollar rauchte er bei den Dreharbeiten zu „Die dunkelste Stunde“ Zigarren – als Winston Churchill.

Dezember: Das Zigarrenlager wird geschlossen, 104 größere und kleinere Preise sind der Lohn für engagierte Zigarrenraucher. Nicht geschlossen werden müssen Raucherräume in Österreich. Die neue Regierung hebt das komplette Rauchverbot auf, das ab 2018 hätte gelten sollten. Dass man dafür ausgerechnet den Rechtspopulisten der FPÖ dankbar sein muss … aber vielleicht nimmt sich die CSU ein Beispiel.