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07-09-19 07:01 Alter: 5 yrs

VON:EGBERT WASCHULEWSKI

Klein. Fein. Mein.

Es gibt sie immer noch, die Hotels in Deutschland, in denen der Rauch einer Zigarre so selbstverständlich ist wie gutes Essen und Trinken.



Ein gut bestückter Humidor.


Egbert Waschulewski, polyglotter 11-facher Habanos-Experte, bereist die Welt – stets auf der Suche nach dem Guten, Edlen, Schönen … Seine Vorleben sind: Kubanische Zigarren, gute Weine und exzellente Zigarrenlounges.

Nur selten sind das Häuser der großen Ketten. Mit der Normierung des Angebotes entfällt die Individualität  und damit der Genuss feiner Zigarren. Nur zu gern schmeißt man sich als „Nichtraucherhotel“ an den Zeitgeist ran.

Vermutlich sind wir Konsumenten selbst daran schuld. Wir haben uns das einfach bieten lassen. Unser Protest war zu schwach. Wir ließen uns – wie schlichte Zigarettenraucher – nach draußen weisen, vor die Tür, in zugige Ecken. Irgendwie geduldet. Bei jedem ordentlichen Gastgeber spreche ich das an, weise darauf hin, dass für mich zu einem gelungenen Tag, Abend und Essen die Zigarre einfach dazugehört. In der Regel ernte ich Unverständnis, manchmal ein bisschen formales Bedauern. Gesetze und so.

Die Dienstleister haben ihre Entmündigung längst hingenommen. Es liegt nun an uns, ein Netzwerk von feinen Hotels und Restaurants zu knüpfen, in denen wir willkommen sind. Es ist mir ein großes Vergnügen, wieder mal auf eines aufmerksam zu machen: den „Schwarzer Adler“ in Oberbergen am Kaiserstuhl. Dieser feine Gasthof hat nur eine Handvoll Zimmer. Alle zu einem „reellen“ Preis, wie man in Hamburg sagt.

Zum Gastgeber Fritz Keller reist man wegen der guten Weine, wegen der guten Küche und auch, weil er ein liebenswürdiger Mensch ist. Und, da es schon immer so war und immer so bleiben soll, weil man in seinem Gasthof in der dafür vorgesehenen Bar selbstverständlich seine Zigarre genießen kann.

Am Eingang der Bar, gleich neben der Rezeption, steht ein Davidoff-Humidor. Er ist ordentlich bestückt. Nicht nur dominikanisch. Der „Herr Ober“ hat Kenntnis von Getränken und von Zigarren, was eine kleine Plauderei am Bartresen ergab.

„Rustikal-gemütlich“ ist wohl eine treffende Umschreibung der Einrichtung. Das entspannt. Ich rauche manchmal ganz gerne alleine. Die Gedanken sind frei. Die Tür zur Eingangshalle und zum Restaurant bleibt – wie selbstverständlich – offen. So haben auch andere einen feinen Duft und sind eingeladen, sich in diesem Haus wohl zu fühlen.

Die Winzerfamilie Keller ist, neben famosem eigenem Anbau, einer der größten Importeure französischer Weine in Deutschland. Speziell aus dem Bordeaux. Bester St. Emilion wird hier für den begeisterten Gast glasweise ausgeschenkt. Dazu eine Ramon Allones Specially Selected aus dem 50er-Kabinett – draußen hat´s geregnet, drinnen war´s mir wohl.