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22-11-16 08:39 Alter: 7 yrs

VON:DRO

Mehr Trump für die USA, mehr Habanos für uns!

Am Ende wird die Präsidentenwahl in den USA doch nicht etwa dafür sorgen, dass unsereins weiter ausreichend Habanos bekommt?



Die Ängste bei manch deutschem Zigarrenraucher waren groß. Je mehr die Obama-Administration die USA gen Kuba öffnete, desto besorgter waren Aficionados hierzulande beim Blick auf die Verfügbarkeit von Habanos. Würde nun zu unseren Lasten zunächst der große Hunger amerikanischer Zigarrenraucher gestillt?

Nach vorsichtiger Annäherung – im Sommer 2015 waren diplomatische Beziehungen wieder aufgenommen worden – war es Mitte Oktober plötzlich erlaubt, legal kubanische Zigarren im Wert von 100 Dollar als Reisemitbringsel mitzuführen. Doch was sind wirtschaftliche Verbesserungen für die Kubaner, wenn uns die Habanos ausgehen? Nicht aus einer Position der Isolation, sondern der Kooperation zu verhandeln über Menschenrechte – schön und gut, aber müssen wir bald alle Maschinengedrehtes von den Kanaren rauchen?

An den eigentlichen Sanktionen der USA gegen Kuba, die noch aus dem Kalten Krieg herrühren, änderte der Kurs Barack Obamas nichts. Denn der Kongress müsste einer Lockerung zustimmen – wonach es bislang nicht aussah und mit dem Machtwechsel in Washington noch gleich weniger. Aber halt: Kann man bei all der Unbill, das sich mit der Präsidentenwahl ergab, dieser vielleicht auch etwas Positives abgewinnen?

Ein bisschen Fremdenhass hier, etwas Demagogie dort, ein wenig Sexismus dazu und eine Prise Nationalismus – geschenkt, wenn es genügend Cohibas für uns gibt. Oder?

Bei aller berechtigten Kritik an der Politik Obamas – mit Donald Trump sind die Tage politischer Verlässlichkeit vorbei. Doch deutsche Zigarrenraucher können sich vermutlich erst einmal beruhigt zurücklehnen. Die Exilkubaner, scharfe Kritiker einer Normalisierung der Beziehungen, waren eine wichtige Wählergruppe Trumps. Dieser hatte im Wahlkampf angekündigt, Obamas Vereinbarungen mit Kuba zumindest nachverhandeln zu wollen. Und kaum war er gewählt, kündigte Kuba ein Großmanöver namens „Bastión“ an, um die Einsatzbereitschaft seines Militärs zu demonstrieren. Nach schneller Normalisierung der Beziehung schaut das nicht aus. Und damit auch nicht nach schneller Öffnung des Warenverkehrs.

Glück gehabt, deutscher Zigarrenraucher!

Die Amerikaner können derweil bei Ted’s Cigars für neun Dollar Gedenkzigarren an den Wahlsieg Trumps kaufen. Der verarbeitete Tabak kommt aus Brasilien, Nicaragua und der Dominikanischen Republik.