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01-05-22 15:17 Alter: 2 yrs

VON:GH

Preissteigerung bis zu 150 Prozent bei kubanischen Zigarren …

So etwa lautete die Nachricht, mit der vor wenigen Tagen das renommierte dreisprachige (deutsch, englisch und spanisch) Cigarjournal seine Leser in Angst und Schrecken versetzte.



Bevor wir nun zu Antidrepessiva greifen, sollten wir in unsere Überlegungen Folgendes einbeziehen:

1.
Die Mitteilung wurde von Alexandre Avellar verfasst, einer veritablen Größe in der Zigarrenwelt mit ausgezeichnete Kontakten nach Kuba. Nicht umsonst wurde er beim 15. und 16. Habanos-Festival von Habanos S.A. für die Auszeichnung „Hombre Habano del Año“ (Habanos-Mann des Jahres) in der Kategorie Kommunikation nominiert.

Bei anderen Zigarrenproduzenten wird eine Preiserhöhung für jede Zigarre in der Zentrale beschlossen und anschließend verkündet. Punkt. Diskussionen sind dann sinnlos.

Wenn man in Kuba den Weg über einen bestens vernetzten „Informanten“ wählt, der „aus gut informierten Kreisen“ berichtet, so will man die öffentliche Diskussion über das Vorhaben im Vorhinein testen. Sollte es zu verheerend sein, kann man immer noch einen gesichtswahrenden Rückzug antreten.

Daran ist nichts Verwerfliches. Immerhin bietet es dem Volk der Zigarrenraucher die Möglichkeit, massiv zu protestieren.

2.
Kernpunkt der Ankündigung ist, dass es weltweit einheitliche Preise geben soll – die sich dann natürlich am Hongkonger Markt orientieren, dem höchtspreisigen, den dieser Planet hat. In Deutschland, Österreich oder der Schweiz würde sich dann niemand mehr kubanische Zigarren leisten können.

Das mag den Einzelnen verärgern oder erschüttern, aber wer oder was soll einen Zigarrenproduzenten daran hindern, so viel Geld wie nur irgendmöglich für seine Zigarren zu kassieren. Zigarren sind ein reines Luxusgut und daher einer staatlichen Preisgestaltung wie bei Wasser oder Brot nicht zugänglich.

Es wird immer Leute geben, die zeigen wollen oder müssen, dass sie über enorm viel Geld verfügen. Die werden auch weiterhin Cohiba kaufen – egal, was sie kostet.

Bei der derzeitigen Zigarrenknappheit ist es eigentlich egal, welcher Preis für Zigarren aufgerufen wird – wenn es keine Zigarren gibt, kann man für kein Geld in der Welt welche kaufen.

Auf dem asiatischen Markt sind es die Nobelmarken (Cohiba, Montecristo, Romeo y Julieta etc.), die gefragt sind und für die man Höchstpreise verlangen kann. Es geht dort ausschließlich ums Image. Also wird eine massive Preiserhöhung auch nur bei den Zigarren erfolgen, die einen hohen Imagewert haben.

Getroffen werden alle diejenigen Händler, die in den vergangenen Jahren ohne Rücksicht auf ihre deutschen, österreichischen und Schweizer Kunden die günstig eingekauften Zigarren gleich palettenweise zu Hongkong-Preisen nach Asien verkauften.

Das Export-Modell wäre tot, die lokalen Kunden sind vergrault. Sie haben inzwischen Alternativen gefunden.

Und auch Habanos wird sich überlegen, ob es den Markt in Hongkong zum allein seeligmachenden Altar macht. Märkte, die weg sind, kann man, zumindest bei Zigarren, nicht zurückerobern.

3.
Preiserhöhungen kommen alljährlich. Und zwar nicht linear, über alle Zigarren, sondern sorgfältig verteilt über die verschiedenen Vitolas. Bei nachgefragten kann man deutlich mehr verlangen, bei weniger nachgefragten muss man sich bescheiden. So weit, so kaufmännisch korrekt.

Dass man in der Post-Corona-Ära mit besonders deutlichen Preissteigerungen rechnen muss, zeigen uns alle anderen wirtschaftlichen Bereiche. Arturo Fuente ist mit bis zu 36 Prozent angefangen, Ashton mit bis zu 50 % gefolgt. Bei Gas und Erdöl wird derzeit auch ein Schreckensszenario wie bei kubanischen Zigarren in die Welt gesetzt.

Kein Kaufmann schlachtet die Kuh, die er noch jahrzehntelang melken möchte. Auch kein kubanischer … denn auch er weiß, dass gerade in den letzten zehn Jahren Zigarren erschienen sind, die zwar anders schmecken, aber hinsichtlich des Lustgewinns der einen oder anderen kubanischen Vitola Paroli bieten können. Man denke nur an Laura Chavin …

Conclusio:
Die nächste Preiserhöhung für kubanische Zigarren kommt. In Deutschland am 1.7.2022. Einzelne Zigarren werden einen absurd hohen Preis kosten – was aber keinen erschrecken muss, da es die dann sowieso praktisch nicht gibt.

Bei allen anderen wird man den Preis nehmen, der einen möglichst hohen Ertrag verspricht. Ist er zu hoch, wechselt der Zigarrenraucher die Provenienz.

Und gegen die weltweiten Arbitragegeschäfte sollte man als Habanos etwas Intelligenteres parat haben, als den sozialistischen Einheitspreis.

Wir finden eine Lösung. Immerhin lautet das Thema der Woche: Premiumzigarren …