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12-04-06 11:38 Alter: 18 yrs

VON:DR

Rauchiges Stehvermögen

Ein Bummel über die Interwhisky in Hamburg.



Welches Getränk passt gut zur Zigarre? – Eine Frage, die eigentlich jeden Aficionado immer wieder einmal beschäftigt. Die Meinungen zu diesem Thema sind recht vielschichtig und werden gern kontrovers diskutiert. Auch wenn es Zeitgenossen gibt, die meine Meinung nicht teilen, finde ich einen Whisky als Begleiter zu einer Habano oft recht angenehm.

Um das Thema "Habano in Kombination mit Whisky" etwas zu vertiefen, bot sich mir der Besuch der InterWhisky 2006 – der 1. internationalen Whisky-Ausstellung in Hamburg – vom 7. bis zum 9. April, im Hotel "Le Royal Meridien", direkt an der Hamburger Außenalster.

Ausgestattet mit der aktuellen Habanos-Experten-Zigarre, der H. Upmann Magnum 46, betrat ich die Ausstellungsräume und wurde sogleich von drei in Röcken gewandeten Herren empfangen, die mich mit Ohren betäubenden Dudelsack-Klängen vor sich hertreibend, mitten in das Ausstellungsgeschehen hinein warfen. Meine Gedanken, was ich nun schlimmer finden sollte – diese monströse akustische Begrüßung oder den Anblick borstig-nackter Männerbeine – ertränkte ich sogleich in einem Nosing-Glas voll schottischen Whisky.

Die InterWhisky war zwar schottisch Malt-Whisky-dominiert, aber auch Vertreter irischen, amerikanischen und japanischen Whisk(e)ys waren zugegen. Selbst einige Blended-Whiskys hatten hier ihr Forum.

Die immer gleiche Frage an den unterschiedlichen Ständen nach einer Whisky-Empfehlung, passend zu einer Habano, wurde sehr unterschiedlich beantwortet. Einige Whisky-Repräsentanten empfahlen ihre kräftigsten Whiskys in Fassstärke, andere hingegen empfahlen ihren Favoriten, passend zu einer Brasil-Zigarre.

Das direkte Verköstigen einer H. Upmann Magnum 46 in Kombination zu einem Whisky gestaltete sich recht schwierig. Im Ausstellungsraum selbst herrschte Rauchverbot, lediglich im Foyer der Ausstellung war an Stehtischen das Rauchen gestattet. Also sammelte ich meine Whiskey-Favoriten an den verschiedenen Ständen zusammen und begab mich an einen der Stehtische, um mich im Selbstversuch zu üben.

Trotz nicht optimaler Bedingungen wurde ich aber doch noch fündig. Gut zu meiner Zigarre passte der Glenmorangie Port Wood Finish. Dieser 43%ige Whisky aus den nördlichen Highlands von Schottland hat durch seine Lagerung in alten Portweinfässern eine leichte angenehme Süße, die ausgezeichnet mit einer Magnum 46 harmoniert. Ein 28 Jahre alter Convanmore, ausgestattet mit 46% Alkoholvolumen, aus der schottischen Speyside-Region, verfügte ebenfalls über eine leichte Süße, gepaart mit fruchtigen Noten, die ich angenehm zu meiner Habano empfand. Sehr interessant war dann auch die Kombination der Zigarre mit einem "Pure Pot Still"-Whiskey aus Irland, einem 15 Jahre alten Redbreast. Auch hier begegnete mir ein Alkohlgehalt von 46%, der in sich leicht süßlich-fruchtige Aromen barg.

Meine persönliche Zuneigung gewann ein Bowmore Darkest, ein Whisky von der schottischen Insel Islay. Hierbei handelt es sich um einen 12 Jahre alten Bowmore klassischer Prägung mit 43% Alkohol, der noch weitere 2 Jahre in alten Sherry-Fässern lagert. Die leichten Sherry-Aromen in diesem kräftigen, rauchigen Whisky fand ich sehr angenehm in der Begleitung zu meiner Zigarre.

Meine Habano mit einem 23 jährigen Coal Ila zu beträufeln, hat mich wenig überzeugt, auch wenn mir dies von einem Whisky-Repräsentanten sehr begeistert nahe zu bringen versucht wurde.

Alles in allem war es ein kurzweiliger Vorabend auf dieser Ausstellung. Die müden Beine kamen weniger vom Whisky-Genuss, als vom vielen Stehen. Ein netter Lounge-Bereich, in dem man sitzend seinen Whisky gemeinsam mit einer guten Zigarre genießen kann, wäre für die Zukunft wünschenswert.