Artikel-Single-View
19-10-06 10:00 Alter: 18 yrs

VON:PAUL ALTENAU

Tötung im Affekt

Die kleine Zigarrengeschichte am Donnerstag.



Betörende Düfte, ...


... doch selbst ein nur vermeintlicher Tabakkäfer ....


... kann einen Aficionado an den Rand des Herzinfarktes bringen.

An einem Abend der vergangenen Woche stand ich in meinem Arbeitszimmer. Mein Blick streifte das Sideboard und ich erstarrte zur Salzsäule: auf der Ablage des Einrichtungsgegenstandes saß ein ..... Zigarrenkäfer! Vorsichtig näherte ich mich dem Untier um es zu inspizieren. Handelt es sich vielleicht um eine andere Käferart? Ein Vergrößerungsglas musste her. Als sich das Mistvieh mittels des optischen Instruments detailliert beobachtet fühlte, fing es an zu krabbeln. Das war zuviel für meine Nerven. Ich erschlug es kurzerhand. Tötung im Affekt. 

Die platt geschlagenen Überreste verhinderten eine nähere Artbestimmung.

Nun stellte sich natürlich die dringende Frage: Wo kam das Mistvieh her? Im Arbeitszimmer befinden sich zwei Humidore, die ich an dem Abend aber noch nicht geöffnet hatte. Sie wurden natürlich sofort untersucht. Negativ. Vorläufiges Aufatmen. Doch die Freude war von kurzer Dauer. Vom Zigarrenschrank im Flur bis zum Sideboard im Arbeitszimmer sind es nur wenige Schritte. Allerdings war der Zigarrenschrank schon mehrere Tage nicht mehr geöffnet worden. Trotzdem: Er musste natürlich ebenfalls sofort inspiziert werden.

So machte ich mich an die Arbeit. Jede Kiste im Schrank wurde geöffnet, der Inhalt angeschaut und bei der Gelegenheit natürlich auch gleich beschnüffelt. Begonnen habe ich mit meinen wertvollsten Kisten, den limitierten Humidoren, gefolgt von den Cabinetten und den normalen verzierten Kisten. Den Behältnissen entströmten unterschiedliche Düfte, die dazu angetan waren, mich in den siebten Zigarrenhimmel entschweben zu lassen. Nur einige wenige befanden sich noch in der Sick Period. Bei circa fünf bis sieben Kisten jedoch war der siebte Zigarrenhimmel nicht ausreichend für die Beschreibung der geradezu betörenden Duftexplosionen, die ihnen entströmte.

Alle Kisten wurden wieder sorgfältig verschlossen und in den Schrank zurückgestellt. Zigarrenkäfer bzw. Anzeichen auf selbige habe ich glücklicherweise nicht entdeckt. Nach einer kurzen Inspektion der Humidore im Wohnzimmer konnte ich mich entspannt in Christiansens Bar begeben, um beim 14-tägigen „betreuten Rauchen“ dabei zu sein.

Der besonders intensive Duft, der einigen Kisten entstiegen war, ließ mir natürlich keine Ruhe und heute war es so weit. Eine der Kisten – ein 25er Cabinet Upmann Magnum 46 – wurde erneut geöffnet (wieder dieser unvergleichliche Duft), eine Zigarre entnommen und angezündet. Wie erwartet, war es ein großer Rauchgenuss.

Handelte es sich bei dem braunen Tier vielleicht doch nicht um einen Zigarrenkäfer? Keine Ahnung. Um sicher zu gehen, werde ich die Humidore und Kisten zukünftig wohl etwas häufiger inspizieren – aber nicht nur deshalb; denn ich habe wieder einmal festgestellt, welch eine wundervolle Beschäftigung eine solche Inspektion ist.