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02-05-18 11:18 Alter: 6 yrs

VON:GH

Toscano • Wie aus einer Katastrophe ein Glücksfall wurde

Sommer 1815: Ein Sturm fegt über die Toskana …



… Starke Regenfälle setzen nahezu alle Gebäude in Florenz unter Wasser. So auch die dortige Tabakmanufaktur, in der die in Italien angebauten Kentucky-Tabake lagern. Ballen für Ballen wird tagelang vom Wasser umspült und saugt wie ein Schwamm alles auf.

Derartige Katastrophenrückstände warf man gewöhnlich in den Arno.

Wieso auch immer, diesem Tabak passierte das nicht. Er wurde in die Sonne gelegt und trocknete vor sich hin. Wasser und Sonne führen im Fermentationsprozess zu einem völlig neuen, höchst würzigem und aromatischem Geschmack.

1818 wird eine neue Zigarrenmanufaktur in Florenz unter Großherzog Ferdinand III. gebaut, die offizielle Produktion der Toscano-Zigarre startet.

Bis heute werden die Toscani in der Toskana hergestellt. Das liegt auch daran, dass sich die Manifatture Sigaro Toscano mit den beiden Produktionsstandorten in Lucca und Cava de' Tirreni dieser guten Tradition verpflichtet sieht. Nur reiner, hochwertiger Kentucky-Tabak – zu 80% aus Italien - wird für die Produktion der klassischen Toscano verwendet.

Eine Toscano wird nur aus der Einlage und dem Deckblatt hergestellt. Deshalb werden an die Qualität des Deckblattes besondere Ansprüche gelegt. Die Optik hingegen ist bei jeder Zigarre einzigartig, denn die verwendeten Deckblätter weisen keine gleichmäßige Oberfläche auf. Der verwendete (Dark Fired) Kentucky-Tabak zeichnet sich durch seine dunkle Farbe aus und wird einer speziellen „Feuertaufe“ unterzogen. Hierzu kommt der Tabak in spezielle Öfen, die mit Eichen- und Buchenholz befeuert werden, wo er einem intensiven Trocknungsprozess unterzogen wird, vergleichbar mit dem Vorgang des Räucherns. So entsteht der Dark Fired Kentucky-Tabak – eine Veredelung des Tabaks mit Rauch-Aromen.

Der Tabak wird dann, um den Sommerregen von 1815 zu simulieren, mit Wasser durchtränkt und anschließend gepresst. Die entstehende Wärme setzt den Fermentierungsprozess in Gang, die gepressten Ballen werden insgesamt drei bis viermal gewendet.

Während der Großteil der Fertigung mittlerweile maschinell erfolgt, werden ausgesuchte Zigarren bei Toscano nach wie vor von Hand gefertigt. Und zwar ausnahmslos von Frauen, was nicht nur einer Verpflichtung an die Tradition zu verdanken ist. Man spricht den Frauen generell eine größere manuelle Sensitivität und Geduld zu. Am Standort Lucca fertigen 40 Zigarrenrollerinnen pro Jahr 3 Millionen Zigarren von Hand.