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20-11-18 07:01 Alter: 5 yrs

VON:JH

Trödelmarkt-Fund … oder, was eine Zigarre alles aushält

An einem sonnigen Tag im März 2018 wechselt auf einem Trödelmarkt eine alte, ziemlich abgegriffene Schachtel Zigarren den Besitzer.



Romeo y Julieta Churchill im Alutubo – Produktionsjahr vermutlich 2007 …


… gefunden auf dem Trödelmarkt …


… aufgrund des Tubos unbeschädigt und nach Reanimation einfach göttlich. (alle Bilder: JH)

Es handelte sich dabei um eine 3er-Packung „Romeo y Julieta Churchills AT“ die ganz versteckt zwischen alten Schallplatten, Büchern und Gläsern lag. Nach Aussagen des Verkäufers „… schon ziemlich alt, aber immer gut gelagert: dunkel und trocken im Wohnzimmerschrank“.

„Na toll ...“, dachte die spätere Käuferin, traute sich aber dennoch und nahm sie mit.

Da die alufarbenen Tubos und der einzelne Ring für die Churchills nur bis 2008 verwendet worden waren und die letzten Zeichen auf der Steuer-Banderole („F 7“) auf eine Versteuerung im Juli 2007 schließen lassen, werden diese vermutlich aus dem Jahr 2006 oder 2007 stammen.

Zu Hause angekommen wurde die Beute stolz einem Nachbarn präsentiert, der auch der Leidenschaft für Zigarren frönt.

„10 Jahre im Wohnzimmerschrank? Die sind tot, ganz sicher !!“ war sein vernichtendes Urteil. „Fach-Wissen“ aus den Weiten des Internet brachte mit Schlagworten wie „Aromenflucht“ oder Aussagen wie „unvermeidliche Vernichtung der enthaltenen ätherischen Öle“ zusätzlich Unruhe.

Das Alles machte die neue Besitzerin zwar bange aber nicht mutlos. Aus den Tubos befreit, zeigten sich staubtrockene aber immer noch ansehnliche Zigarren mit glatten und unbeschädigten Deckblättern. Allerdings ging keinerlei Duft mehr von ihnen aus. Hatten die Skeptiker doch recht?

Die Puros wanderten nun erst einmal ganz nach hinten in einen Humidor, ohne Tubo natürlich. Über einen längeren Zeitraum sollten sie nun ganz langsam die für sie gesunde Feuchte aufnehmen.

Nach sechs Monaten dufteten die Churchills wieder herrlich würzig und die Deckblätter wirkten schön elastisch, es war also Zeit für einen ersten Test.

Entgegen allen Unkenrufen schmeckten diese „wiederbelebten“ Schönheiten wie über 10 Jahre alte Churchills eben schmecken sollten – göttlich.

Vermutlich halten Longfiller weit mehr aus, als weitläufig vermutet wird. Längere Trockenheit und starke Temperaturschwankungen sind offensichtlich keine Garanten für einen nachhaltigen Qualitätsverlust. Lediglich hinzukommende mechanische Belastungen werden wohl zu spürbaren Problemen führen. Dies wurde in diesem Fall aber durch die bewegungsfreie Lagerung in Tubos verhindert – dem Himmel sei Dank.