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18-02-20 11:34 Alter: 4 yrs

VON:PAUL ALTENAU • MULT. HAB.-EXP.

Wie sollte ein Humidor beschaffen sein? • Lagerung Teil 2

Seit einigen Jahren gilt eine Innenauskleidung des Humidors mit so genanntem spanischem Zedernholz als das non plus ultra.



Paul Altenau • multipler Habanos-Experte • sammelt und raucht seit 35 Jahren kubanische Zigarren

Einige Hersteller teurer und hochwertig verarbeiteter Humidore verwenden dieses Holz. Auch wenn viele Aficionados sich jetzt wundern werden: Aus meiner Erfahrung kann ich diese Ansicht nicht bestätigen. Vielmehr scheint mir ein glattes Material (lackiertes Holz, Porzellan) deutlich besser geeignet. Warum? Unbehandeltes Holz ­kann nach längerer Zeit fremde Gerüche annehmen. Das ist ein positiver Effekt, wenn es sich dabei um den Duft edler Zigarren handelt. Allerdings kann das unbehandelte Holz auch negative Gerüche annehmen. Und die Gefahr ist relativ groß, denn überall dort, wo eine hohe (Luft-)Feuchtigkeit herrscht, kann muffiger Geruch entstehen. So auch im Humidor. Ein Material mit glatter Oberfläche (z. B. Porzellan) nimmt keine Gerüche an – also auch keine unangenehmen. Somit ist man mit einem solchen Material auf der sicheren Seite.

Ein häufig vorgebrachtes Argument für unbehandeltes Holz im Inneren eines Humidors ist die Fähigkeit des Holzes, Feuchtigkeit zu speichern. Das ist sicherlich richtig, wird aber m. E. überschätzt. Der größte Feuchtigkeitsspeicher im Humidor sind die Zigarren selbst. Daher ist es sehr leicht, die gewünschte Feuchtigkeit zu halten und große Feuchtigkeitsunterschiede zu vermeiden, wenn der Humidor ausreichend (d. h. mindestens zur Hälfte) mit Zigarren gefüllt ist. Probleme mit mangelnder Feuchtigkeit bzw. stark schwankenden Feuchtigkeitswerten sind fast immer auf eine zu geringe Befüllung des Humidors mit Zigarren zurückzuführen. Drei Zigarren in einem Humidor, der für 100 Zigarren ausgelegt ist: das funktioniert nicht!

Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich halte Humidore, die innen mit unbehandeltem Holz ausgekleidet sind, nicht für ungeeignet. Um ehrlich zu sein, sind die meisten meiner Humidore mit unbehandeltem Holz ausgekleidet. Einfach, weil andere schwerer zu bekommen sind. Allerdings habe ich mit glatten Innenflächen auf Dauer bessere Erfahrungen gemacht. Darüber hinaus muss ein solcher Humidor vor dem Füllen mit Zigarren auch nicht vorbereitet werden. Einfach die Zigarren und ein Befeuchter rein und fertig. Humidore, die mit unbehandeltem Holz ausgekleidet sind, sollen (so die allgemeine Empfehlung) vor dem Befüllen durch feuchtes Auswischen und die Aufstellung eines Glases Wasser im Humidor für 1-2 Wochen „eingefahren“ werden, damit das Holz Feuchtigkeit aufnimmt. Ich habe das auch bei mit unbehandeltem Holz ausgekleideten Humidoren noch nie gemacht. Es dauert nur länger, bis die gewünschte rLF erreicht wird, aber den Zigarren passiert nichts, vorausgesetzt, der Humidor ist gut mit Zigarren gefüllt (s. o.).

Womit soll befeuchtet werden?

Häufig werden Humidore mit einer Befeuchtungseinheit ausgeliefert, in der sich ein poröser Stein oder ein Schwamm befindet. Davon ist abzuraten. Oft enthält der Befeuchter Acrylpolymere, die schon besser funktionieren. Die Befeuchter werden mit destilliertem Wasser befüllt.

Darüber hinaus gibt es aktive, elektronisch gesteuerte Befeuchtungssysteme, die die Feuchtigkeit mittels eines kleinen Propellers im Humidor verteilen. So wird die Entstehung von Feuchtenestern (Schimmelgefahr) und Trockennestern vermieden. Außerdem entsteht durch die Luftbewegung auch nicht so leicht muffiger Geruch.

Ich habe in den letzten Jahren die besten Erfahrungen mit Boveda-Packs gemacht. Dabei handelt es sich um Tüten, die mit einer Salzlake gefüllt sind. Es gibt sie in verschiedenen Größen (8 Gramm und 60 Gramm) und zur Erzeugung verschiedener rLF-Werte. Ich benutze die Packs für 69 % rLF. Diese kann man problemlos direkt auf die Zigarren legen. Die kleinen 8 Gramm-Packs kann man gut im Humidor verteilen und so eine gleichmäßige Verteilung der rLF erreichen.

Wenn die Boveda-Packs ausgetrocknet sind, kann man sie problemlos wieder befeuchten, indem man sie zusammen mit einem mit Wasser gefüllten Gefäß in ein luftdichtes Behältnis legt (z. B. eine Tupperdose).

Wie groß sollte ein Humidor sein?

Das hängt davon ab, wie viele Zigarren man täglich raucht. Bei einem Verbrauch von einer Zigarre pro Tag sollte ein Humidor mit einem Fassungsvermögen von 80-100 Zigarren ausreichen. So kann man bequem einen 2-3-Monatsvorrat lagern und immer wenn 30 Zigarren geraucht sind, neue hinzufügen. Auf diese Weise können die Zigarren 6-8 Wochen Feuchtigkeit aufnehmen, bevor sie geraucht werden. Das reicht in der Regel aus.

Wird der Zigarrenkonsum gesteigert, kann man – statt den bisherigen gegen einen größeren Humidor auszutauschen – einfach ein zweites und drittes Exemplar anschaffen.

In Teil 3 der Reihe geht es um die Langzeitlagerung von Habanos.