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30-10-17 00:01 Alter: 6 yrs

VON:GH

Zigarrenarchitektur • Maison Davidoff

Oettinger Davidoff stellt sein neues Headquarter vor.



Maison Davidoff – tonangebend aber nicht protzig beherrscht die Silhouette das Basler Viertel


Von links nach rechts: Prof. Roger Diener (Diener & Diener), Regierungsrat Christoph Brutschin (Kanton Basel-Stadt), Dr. Rudolf & Liliane Schaffner-Schneider (Eigentümer Oettinger Davidoff AG), Christine & Dr. Olivier Ryhiner-Schneider (Eigentümer Oettinger Davidoff AG), Domenico Scala (VR-Präsident Oettinger Davidoff AG), Beat Hauenstein (CEO Oettinger Davidoff AG)


Domenico Scala (li.) und Beat Hauenstein (alle Bilder: © Oettinger Davidoff AG)

Wenn ein international agierender Luxusmarkenkonzern sich ein neues Hauptquartier baut, kommen einem Städte wie Paris, New York und Hongkong in den Sinn, aber sicher nicht Basel.

Für die Eigentümerfamilien der Oettinger Davidoff AG war die Standortfrage jedoch nie eine Frage. Die alteingesessenen Schweizer waren stets in Basel und werden dort auch bleiben. Beharrlichkeit und Stehvermögen ist immerhin eine typisch Schweizer Eigenschaft. So ist die Standortwahl zugleich als Bekenntnis zur Stadt Basel zu verstehen

Im Jahre 1930 war das vorherige Gebäude in der Basler Nauenstraße bezogen und immer mal wieder umgebaut worden. Nach 85 Jahren erfolgte im Jahre 2015 der Abriss und nach zweijähriger Bauzeit der Bezug des Maison Davidoff.

Für die Freunde nüchternen Zahlenwerks: Auf einer Grundstücksfläche von 2.228 m² wurden 2 unterirdische und 5 oberirdische Geschosse errichtet, wobei die unterirdischen 2.977 m² und die oberirdischen 4.690 m² Geschossfläche bieten. Der oberirdisch umbaute Raum beträgt 16.408 m³, der unterirdische 11.743 m³. Summa summarum wurden auf einer Länge von 83,9 m, einer Tiefe von 15,75 m und einer Höhe von 17,14 m sieben Geschosse mit einer Fläche von 7.667 m² und einem Gebäudevolumen von 28.151 m³ errichtet.

Kosten? Mag auch das Schweizer Bankgeheimnis in den letzten Jahren aufgehoben worden sein, die Eigentümerfamilie der Oettinger Davidoff AG ist auch heute noch schweizerisch verschwiegen. In der Neubauannonce vom Mai 2012 hieß es, man werde im Jahre 2015 das neue Gebäude beziehen und dann etwa 33 Millionen Schweizer Franken ausgegeben haben. Die Bauzeitverzögerung betrug zwei Jahre, die Baukosten werden gerüchterweise auf 40 Millionen Schweizer Franken beziffert. Also alles nicht sonderlich außerhalb erwartbarer Veränderungen – heutzutage. Und für einen Konzern, der weltweit mit 3.600 Mitarbeitern etwas mehr als 500 Millionen Schweizer Franken umsetzt, auch nicht sonderlich bedenklich oder gar bedrohlich. Da sind in den vergangenen Jahren ganz andere Summen in Flagship-Stores, Plantagen und Fabrikgebäude geflossen.

Der von den Architekten Diener & Diener aus Basel geplante Bau ist alleine von seiner äußeren Erscheinung her eine Glanzleistung. Denn was in der Sprache der Architekten und Bauleute „punktgestützte Flachdecken in Stahlbeton“ sind, die „die Horizontalkräfte aus Wind- und Erdbebeneinwirkungen in das Aussteifungssystem der Kerne“ übertragen, sieht der kundige Zigarrenraucher ganz richtig so: Tragendes Element für das ganze Gebäude sind Doppelfigurados, von denen 210 das gesamte Gebäude tragen. (Mag sein, dass im Inneren noch die eine oder andere Robusto oder Doppelcorona ihren Dienst tut.)

Und so war es auch nicht verwunderlich, dass ein Schweizer Journalist als Erstes die Frage stellte, ob die äußere Erscheinung denn nicht Tabakwerbung und damit verboten sei …

Natürlich nicht, denn „punktgestützte Flächendecken …“.

Fortsetzung folgt …