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11-04-06 14:12 Alter: 18 yrs

VON:GH

Zino Davidoff - Ein Leben für die Zigarre

Anlässlich des 100. Geburtstages von Zino Davidoff hat der Oettinger Konzern, in dessen Verantwortung die Marke steht, eine kurze Biographie herausgegeben, die wir an dieser Stelle gerne wiedergeben.



Zino Davidoff vor seinem Geschäft in Genf (vermutlich 1950-1955)


Zino Davidoff mit der Chateau-Serie...


... und mit Diademas, die anlässlich seines Geburtstages neu aufgelegt wurden

Die Lebensgeschichte von Zino Davidoff ist eine Biographie ohne Brüche. Vom ersten bis zum letzten Tag steht sie konsequent im Zeichen des Tabaks.

Als Zino Davidoff am 11. März 1906 in der ukrainischen Stadt Kiew geboren wird, atmet er als erstes den Duft des orientalischen Tabaks, aus dem sein Vater Henri in der elterlichen Wohnung trotz obrigkeitlicher Verbote heimlich Cigaretten für seine Freunde und Bekannten dreht. Im Alter von fünf Jahren flieht Zino mit seiner Familie vor den Pogromen im zaristischen Russland. Nach einer abenteuerlichen Flucht erreichen die Davidoffs 1911 Genf. Dort eröffnet sein Vater an der Place des Philosophes sofort eine Cigarettenboutique, die rasch zu einem beliebten Treffpunkt verbannter Zarenfeinde wird. Einer davon bleibt dem Jungen in Erinnerung, weil er seine Cigaretten nicht bezahlt und sein Vater das Geld dafür nicht einzufordern wagt. Der finanzschwache Geniesser heisst Wladimir Illjitsch Uljanow; er wird sich später «Lenin» nennen.

Nach der Matura will Zino nicht studieren, sondern die Welt sehen. Ausgerüstet mit einer Empfehlung aus Vaters Bekanntenkreis schifft er sich, mittellos und nur mit einem Smoking ausgerüstet, nach Südamerika ein. Kurz nach der Ankunft in Argentinien wird dem Staatenlosen sein «Völkerbunds-Pass» gestohlen. Die lokalen Behörden, denen dieses Dokument unbekannt ist, halten den gewandt auftretenden Davidoff für einen Diplomaten und stellen ihm deshalb umstandslos neue Papiere aus. So kommt Zino zu seiner argentinischen Staatsbürgerschaft, der später auch noch die schweizerische folgen wird.

Von 1925 an arbeitet Zino fünf Jahre lang in Tabakplantagen und Cigarrenmanufakturen in Argentinien, Brasilien und Kuba, wo er seine grosse und lebenslange Tabakliebe entdeckt. In Havanna lernt er alles über den Anbau, die Lagerung und die Verwertung des unvergleichlichen kubanischen «Puro». Als er 1930 nach Genf zurückkehrt, erweitert er unverzüglich das väterliche Geschäft um eine Cigarrenabteilung mit einem speziellen Keller, in welchem die wertvollen Tabake ohne Qualitätsverlust gelagert werden können. Dieser Vorläufer des heutigen Humidor ist eine weltweite Novität. Ins selbe Jahr fällt auch Zinos Heirat mit der Tochter eines Freundes der Familie, die ihm später eine Tochter schenkt.

Davidoffs Tabakgeschäft macht sich in den folgenden Jahren hauptsächlich durch den Import kubanischer Cigarren einen Namen. In der Wirtschaftskrise der 1930er Jahre läuft das Geschäft anfangs noch harzig, aber bald gilt die Boutique in Genf weltweit als erste Adresse für Havanna-Liebhaber. Im 2. Weltkrieg profitiert Davidoff von seinen guten Beziehungen zu den Kubanern. Sie überlassen ihm ihr grosses Cigarrenlager aus Paris, bevor die Deutschen in Frankreich einmarschieren, so dass Davidoff lange Zeit der einzige Händler ist, der überhaupt Havannas ausliefern kann. Die Aficionados kommen während des Kriegs regelmässig nach Genf, um bei ihm ihre bevorzugten Cigarren einzukaufen.

Nach dem Ende des 2. Weltkriegs wollen die Kubaner mit Davidoff den europäischen Markt erobern, der von deutschen, holländischen und Schweizer Herstellern dominiert wird. Zino überrascht seine Partner in Havanna mit der Idee, ausgesuchte Cigarren nach den «Grand Cru»-Weinen des Bordelais zu benennen. Im Hinblick auf eine ausgesuchte internationale Klientel benennt er seine erste eigene Linie mit den legendär gewordenen «G.C.»-Bezeichnungen «Château Haut-Brion», «Château Lafite», «Château Latour», «Château Margaux» und «Château Yquem». Damit beginnt der Aufbau eines Imperiums, das selbst die Revolution in Kuba im Jahr 1959 nicht zu erschüttern vermag. In Anerkennung seiner grossen Verdienste offerieren ihm seine kubanischen Freunde 1970 die Herstellung einer eigenen Linie. Dies ist die Geburtsstunde der berühmten «Davidoff Nr. 1», «Davidoff Nr. 2» und «Ambassadrice». Den «maximo lider» hat Zino Davidoff allerdings nie getroffen.

In jene Zeit fällt auch die erste Auflage des berühmt gewordenen «Cigarren-Breviers» von 1967. Zwar will Zino anfänglich nichts wissen vom Ansinnen, eine Art Philosophie für Cigarren-Aficionados zu verfassen. Als ihm der Verlag aber einen Ghostwriter zur Seite stellt, lässt Davidoff sein Wissen, seine Kompetenz und seinen Charme in verschwenderischem Mass aufblitzen. Das Kompendium wird zum Standardwerk für Cigarren-Raucher und geht in verschiedenen Sprachen über 200'000 Mal über den Ladentisch.

Auf dem Höhepunkt seiner Karriere sichert Zino Davidoff im Jahr 1970 seine Nachfolge und verkauft das Geschäft an das traditionsreiche Familienunternehmen Oettinger aus Basel.

Dessen Chef, Dr. Ernst Schneider, arbeitet weiter eng mit dem befreundeten Zino zusammen und macht den charismatischen Patron zum «Ambassadeur» der Marke Davidoff.

Anfang der 90er Jahre entscheiden sich die beiden Freunde nach der Evaluation verschiedener Tabakanbaugebiete für die Dominikanische Republik. Die «Neue Generation der Davidoff Cigarren» ist geboren.

Am 14. Januar 1994 stirbt Zino Davidoff mit 88 Jahren in Genf und wird im engsten Familienkreis auf dem dortigen jüdischen Friedhof bestattet. In den Nachrufen trauert die Welt um einen Mann, der sein Leben vom ersten bis zum letzten Tag dem Tabak und der Cigarre gewidmet hat. Einen Geniesser mit einem feinen Sinn für Humor und einem ausgeprägten Gefühl für das Schöne im Leben. Einen Ästheten, der die Menschen verstand und sie respektierte. Zino Davidoff hat sein Ziel, das Leben durch Genuss zu bereichern, nie aus den Augen verloren. Auch als erfolgreicher Geschäftsmann ist er sich und seinen Grundsätzen treu geblieben. Er hat an das Original geglaubt und an den Genuss. Nichts bringt diese lebenslange Einstellung besser zum Ausdruck als sein Credo: «Rauchen Sie weniger, aber besser und länger - machen Sie einen Kult daraus, eine Philosophie!»

Biographische Daten

1906* 11. März in Kiew, Ukraine
1911Flucht mit der Familie nach Genf - Schulen und Matura in Genf - Mithilfe im elterlichen Cigarettengeschäft
1925Auswanderung nach Südamerika - Aufenthalte und Arbeit in der Tabakindustrie in Argentinien, Brasilien und Cuba
1930Rückkehr nach Genf, Erweiterung des elterlichen Geschäfts um eine Cigarrenabteilung mit speziellem Keller für die optimale Lagerung der Cigarren - Heirat
1940Übernahme des Havanna-Bestandes aus Paris. Zino Davidoff ist der einzige Händler, der während des 2. Weltkrieges kubanische Cigarren anbieten kann
1946Lancierung der «Davidoff Grands Crus»
19671. Ausgabe des «Zigarren-Breviers» in Französisch. Es folgen Übersetzungen in Deutsch, Englisch, Italienisch, Holländisch und Spanisch
1968Lancierung der Klassiker Davidoff Nr. 1, Nr. 2 und Ambassadrice mit dem heute weltweit bekannten, weissen Ring
1970Eröffnung der Davidoff Cigarren-Fabrik in Havanna - Partnerschaft mit Dr. Ernst Schneider, Sicherung der Nachfolge
1991Zino Davidoff entwickelt mit Dr. Schneider die neue Generation von Davidoff-Cigarren aus hochwertigen dominikanischen Tabaken und wird zum weltweiten Botschafter der Marke.
1994† 14. Januar in Genf