2. Auflage

Norberto Fuentes • Die Autobiographie des Fidel Castro - 2. Auflage

Schon kurz nach dem Erscheinen der 1. Auflage im Mai 2006 kommt der Beck Verlag mit der 2. Auflage auf den Markt. Deutliches Indiz für einen Verkaufserfolg, der zu Recht besteht und durch die ständige Berichterstattung über den nahen Tod des Commandante unterstützt wird.

Die zweite Auflage korrigiert Details.

Aus zigarristischer Sicht hervorzuheben ist, dass man nicht mehr von Bauchbinden, sondern von Zigarrenringen schreibt. Logisch, denn Zigarren haben keinen Bauch und daher auch keine Bauchbinde.

Im übrigen gilt weiterhin das, was schon bei Erscheinung des Werkes gesagt wurde:

Eine Autobiographie von einem Dritten? Diese Literaturform kommt zwar hin und wieder vor, sehr selten jedoch bei noch lebenden Personen. Für Norberto Fuentes war es notwendig, diese Form zu wählen, zum einen, weil er die berechtigte Hoffnung oder Befürchtung haben kann, dass die Autobiographie aus der Hand des Commandante persönlich trotz intensivster Vorbereitungen nie erscheinen wird, zum anderen, weil nur auf diese Weise deutlich wird, wie eng die Verbindung zwischen dem Autor und dem Biographierten ist.

Norberto Fuentes ist als Schriftsteller, Journalist und Diplomat seit seinem 18. Lebensjahr (1961) begeisterte Inkarnation der kubanischen Revolution mit engsten Verbindungen in den "inner circle" der Machthaber. Das lässt ihn bis zum Ende der 1980er Jahre so intim mit den Gedanken des Maximo Leader werden, dass man wahrlich glauben kann, der Commandante höchstpersönlich habe bei diesem Werk die Feder geführt. Alleine die teilweise epische Ausuferung der Erzählungen ruft Erinnerungen an stundenlange Reden wach.

Ende der 1980er Jahre fällt Fuentes im Zusammenhang mit angeblichen Verstrickungen Fidel Castros mit dem internationalen Drogenhandel in Ungnade. 1994 darf er nach zunächst misslungener Flucht und Inhaftierung in die USA ausreisen.

Dennoch ist seine Biographie keine gnadenlose Abrechnung mit dem System geworden, nein, ein Hass auf Kuba und seine Machthaber ist nicht zu spüren. Wohl aber eine teils satirische Sicht auf das Leben des Biographierten mit höchst amüsanten Erläuterungen zu den Gedankengängen, die für die eine oder andere Handlung oder Entscheidung verantwortlich waren.

Aus zigarristischer Sicht gibt es im wesentlichen eine längere Beschreibung der Politik mittels Zigarren, die mit einer Auslandsreise des Che Anfang der 60er Jahre begann. Teilweise schon sarkastisch lässt Fuentes seinen Helden beschreiben, wie gierig die Staatsoberhäupter dieser Welt nach kubanischen Zigarren gierten.

Durchaus realistisch auch die Rechnung, die der Führer der Revolution über die 1.200 Zigarren aufmacht, die Kennedy kurz vor der Inkraftsetzung des Handelsembargos bestellte.

Zwischendurch immer mal wieder ein Loblied auf die kubanische Zigarre und die bedauernswerten Menschen, denen der Genuss dieses Naturproduktes versagt ist.

Und warum er nicht mehr raucht, erfahren wir auch: "Weil es mir nicht in den Sack passt."

In der spanischen Originalausgabe sind es rund 2.000 Seiten, die der Beck Verlag in der Übersetzung auf rund 700 Seiten zusammengedampft hat. Irgendwann ist letztlich der deutsche Leser auch überfordert mit dem epischen Übermaß des Maximo Leader. Vermutlich hat Fuentes sämtliches weltweit zur Verfügung stehendes Material verwendet, wie die rund 110 Seiten bibliographischer und sonstiger Nachweise belegen.

Das meiste gibt es natürlich über das Handeln und die dahinter steckenden Gedanken aus dem nicht zigarrenaffinen Leben des Fidel Castro zu lesen.

Und das ist höchst amüsant, spannend und mit einem Augenzwinkern geschrieben. Zum Beispiel an den Stellen, wo der Commandante gesteht, aufgrund seiner enormen Potenz und dem außergewöhnlichen Gewicht seiner Hoden während der Revolution gezwungen gewesen zu sein, mehrmals täglich dem Geschlechtsverkehr nachzugehen. Auch hier mangelt es nicht am Detailreichtum.

Es gelingt einem nicht, einige Seiten einfach "mal eben so" zu überfliegen. Ständig bleibt man hängen und liest sich fest.

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