Alfonso Pecorelli • Nicht-Rauchen ist tödlich

Vorweg genommen: Keinesfalls will Alfonso Pecorelli ein Plädoyer für das Rauchen halten, auch soll seine Schädlichkeit in diesem Buch nicht in Frage gestellt werden. Aber die immer häufiger um sich greifenden Einschränkungen (zumeist groteske, skurrile und unverständliche) und die von Tag zu Tag wachsende Diskriminierung der Raucher waren Anlass genug für den Autor, die derzeitige Situation der Raucher weiterzuspinnen.

Entstanden sind vier satirische Kurzgeschichten.

So lässt Pecorelli in einer Geschichte den Protagonisten Gennaro Innocente (man beachte den Nachnamen!) seinem Laster im Jahr 2047 frönen. Aber nicht irgendwo, denn mittlerweile sind die Raucher so stark geächtet und verfolgt, dass die wenigen „Überlebenden“ sich in „Nikotea“ (irgendwo zwischen Euphrat und Tigris) verschanzt haben. Nikotea ist die letzte Bastion, der letzte Rückzugsort der wenigen verbliebenen Raucher. Doch nun reichen auch hierhin die Fänge der „Erdföderation“ und der letzte, alles vernichtende Schlag gegen die „Tabakterroristen“ steht kurz bevor.

In ihrem Handeln offenbart diese „Erdföderation“ ihre diktatorischen Züge. Parallelen zu heutigen Regierungen und deren „Antiraucher“-Gesetzgebungen mag der geneigte Leser selber ziehen.

Zurück zur Geschichte. Der Leser flieht gemeinsam mit dem 87-jährigen Physiker Innocente durch die Räumlichkeiten der Kommandozentrale von Nikotea. Er wird verfolgt von einem NikoKill-Roboter. Eine Maschine, die alle Raucher durch eine Salve puren Nikotins vernichten soll. Wird auch er Opfer des so effizienten Roboters?

Viel wichtiger erscheint jedoch die Frage, wie es zu einer solchen Eskalation, Diffamierung und Massenverfolgung kommen konnte. All dies und den weiteren überraschenden Verlauf der Geschichte, erfährt der Leser während Gennaro Innocentes Flucht.

Und noch eins wird deutlich: Die Nichtraucher haben nicht an alles gedacht und so kommt es beim „Endkampf“ in Harmageddon zur Katastrophe: Der Untergang der Welt steht bevor! Doch mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.

Pecorellis mitunter sarkastische Kurzgeschichten sind spannend und humorvoll zugleich. Allerdings kann dem Leser das Lachen an der einen oder anderen Stelle auch durchaus gefrieren. Denn trotz der satirischen Fassade sind diese Kurzgeschichten Beispiele dafür, wie im Laufe der Geschichte immer wieder Minderheiten verfolgt, an den sozialen Rand gedrängt und sogar vernichtet wurden.

Parallelen zur Prohibitionszeit und zur Judenverfolgung sind erkennbar. Vielleicht kann man schon von einem mutigen Buch in der heutigen Zeit der Raucherdiskriminierung sprechen.
 
„Das Buch ist nicht als Pamphlet für das Rauchen zu verstehen“, so Pecorelli. „Aber vielleicht weist es, auf unterhaltsame Art, auf die Gefahren der Diktatur der Demokratie hin. Als eine Provokation sollten mein Buch nur die verstehen, die die Worte des französischen Sozialphilosophen Raymond Aron vergessen haben, der einst bezüglich des Holocaust den Satz prägte: Ich wusste es, aber ich habe es nicht geglaubt. Und weil ich es nicht geglaubt habe, wusste ich es auch nicht.“

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