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Die Bacardís

Ursula L. Voss ist Rundfunkredakteurin beim NDR. Für ihr Che-Guevara-Hörbuch "Versuchen wir das Unmögliche" erhielt sie 2004 den Deutschen Hörbuchpreis in der Kategorie "Beste Information".

In den vergangenen Jahren hat Ursula L. Voss sich mit der Familiengeschichte der Bacardís beschäftigt und mit viel Fleiß und Zeiteinsatz eine komplette Chronik dieses Unternehmens zusammengetragen, die irgendwann zwischen 1840 und 1850 mit dem Gründer Facundo Bacardí y Mazo beginnt.

"Die Geschichte der Familie Bacardí ist ein Spiegel der Geschichte Kubas." schreibt die Autorin in ihrem Vorwort. Ebenso spannend wie diese Geschichte ist das Buch größtenteils geschrieben. Z.B. dort, wo es um Entscheidungen geht, die den Konzern für Jahrzehnte geprägt haben - wie der, Produktionsstätten und Markenrechte rechtzeitig vor 1959 in nichtkubanisches Ausland zu verlagern.

Hätte die staatliche Zigarrenproduktion Kubas Anfang der 60er Jahre vom kapitalistischen Erzfeind und seine Handlungen gelernt, gäbe es heute mit Sicherheit keine Zigarren aus dominikanischem Tabak unter dem Markennamen Cohiba in den USA.

Zurück zum Buch. Neben der spannenden Detailschilderung einzelner Ereignisse werden die Gründe des weltweiten Erfolges aufgeführt. Zunächst auf Kuba und durchaus unter Einflussnahme auf die Politik. Etwas, was auch nach 1959 geblieben ist. Eingegangen wird auch auf die immer wieder auftauchenden Geschichten, der milliardenschwere Konzern bzw. die reichen Mitglieder des Bacardí-Clans hätten in den vergangenen Jahrzehnten erhebliche Summen für die Beseitigung Castros ausgegeben und würden sich nunmehr unter dem Deckmantel einer amerikanischen Foundation dem Umsturz auf Kuba widmen. Man sei sogar bereit, dafür Opfer wie Menschenleben oder Freiheit zu erbringen.

Und man erfährt, wie die Familie schon frühzeitig durch die Besetzung einflussreicher Stellen mit Nichtfamilienmitgliedern - wenn auch teilweise angeheiratet und unter Abhaltung wüster Familienfehden - sich die Kraft bewahrt hat, kontinuierlich zu wachsen.

Die Autorin hält sich aus einer Beurteilung der jeweiligen politischen Umwelt in den einzelnen Zeitabschnitten heraus und schildert lediglich unumstößliche Fakten. Fakten, aus denen jeder selber seine Schlüsse ziehen bzw. seine eigene Meinung formen kann.

Der auf den Innenseiten des Umschlags abgebildete Stammbaum enthält die wesentlichen Linien der Familie. Er ist zwangsläufig nicht vollständig. Zum einen, weil die Familie nach rund 160 Jahren weitere Linien aufweist, zum anderen, weil dafür der Platz auf ein oder zwei Buchseiten nicht ausreicht - wenn man denn noch etwas lesen will.

Für den tiefer gehend Interessierten gibt es abschließend eine kleine Bibliografie.

Fazit: Lesenswert, obwohl das Wort Zigarre nicht ein einziges Mal vorkommt.

Ursula L. Voss
Die Bacardís
Der Kuba-Clan zwischen Rum und Revolution
Campus Verlag Frankfurt/New York, 2005
236 Seiten, 22 cm, Hardcover, Schutzumschlag
ISBN 3-593-37318-1