Boenicke Zigarren Berlin

Katalog des Berliner Zigarrenhändlers Boenicke aus dem Jahre 1906

Dieser Boenicke-Katalog von 1906 ist ein kulturhistorisches Dokument, das unter anderem beweist, wie armselig die Zigarrenkultur der heutigen Jahre geworden ist.

Lagerbestände, bei deren Anblick der heutige Alleinimporteur von kubanischen Zigarren in Deutschland, 5thAvenue, vor Neid erblasst.

Erster und zweiter Verkaufsraum für „importierte Havana-Zigarren“, Verkaufsraum für in Deutschland gearbeitete Zigarren, erstes bis fünftes Lager – und alles bis an die etwa drei Meter hohe Decke mit Zigarrenkisten gefüllt. Dazwischen Kunden und eine Vielzahl Personal.

Alleine in der Expedition sind elf Personen mit dem Versand an die entfernt wohnenden Kunden beschäftigt.

Im Vergleich dazu war die „Buchhalterei“ mit sieben bis 10 Personen eine relativ kleine Abteilung.

Die Veränderungen zu heute fanden im Verkaufs- und Expeditionsbereich statt. Die absolute Größe der Buchhaltung dürfte heutigen Standards entsprechen, der proportionale Anteil der Verwaltung am gesamten Betrieb ist gewachsen.

Verkauft wurde vornehmlich Jahrgangsware. Für das Sammeln oder gar „agen“ (= altern lassen) bestand weder Bedarf noch Anlass. Man rauchte die Ware des Vorjahres.

Und schon damals gab es schlechte Ernten. In seinem Anschreiben an die „geehrten Abnehmer“ teilt Otto Boenicke mit, dass das Ergebnis der 1906er Ernte nur 50–60 % der Ernte eines normalen Jahres sei und diverse Fabriken wohl im Jahre 1907 mangels Tabakblätter würden schließen müssen.

Zigarren, die mit einem Ring versehen waren, wurden damals extra gekennzeichnet. Die Norm war die ringfreie Zigarre. (Und richtigerweise sprach man von „Ring“. Der Begriff „Bauchbinde“ war auch damals schon falsch.)

70 verschiedene kubanische Marken mit rund 700 verschiedenen Formaten bot der Hoflieferant des Königs und Kaisers an. Zum Vergleich: Heute sind es, je nach dem, ob man die Cohiba-Derivate als eigenständige Marke sieht, 33, die die Liste der kubanischen Zigarre füllen.

Bei den Maßangaben war man ehrlich. Den Durchmesser einer Zigarre auf den 100stel Millimeter anzugeben, hätte wohl ein ungläubiges Grinsen hervorgerufen. Selbst mit den Längenmaßen nahm man es locker. „Die notierten Längenmaße der Cigarren gelten nur als ungefährer Anhalt.“ – hieß es daher.

Der Katalog stammt aus der Zigarrenbibliothek des Hamburger Verlegers Paul Altenau. 

Das Buch zum Blättern >>>