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Schamanenpflanze Tabak

Das Buch von Christian Rätsch, "Schamanenpflanze Tabak", aufgeteilt in 2 Bände, ist etwas für Leute, die sich die intellektuelle Fähigkeit bewahrt haben, Grautöne zwischen schwarz und weiß zu erkennen und daher weiterhin in der Lage sind, den Nutzen einer Sache von seinem Gebrauch abhängig zu machen.

Ethnopharmazie ist die Lehre davon, wie Völker und Volksgruppen - insbesondere alte indianische Völker - mit natürlichen Rohstoffen, vorzugsweise Pflanzen, umgehen. Wie sie sie verwenden und einsetzen. Sei es als Heilmittel oder als Lebensmittel.

Diejenigen, die sich mit Ethnopharmazie beschäftigen, nennt man folglich Ethnopharmakologen. Christian Rätsch ist ein solcher Ethnopharmakologe, der jahrelang bei Indianern im Urwald gelebt und ihre Sitten und Gebräuche studiert hat. Seine weltweite Anerkennung erfuhr er spätestens mit der Herausgabe des wissenschaftlichen Standardwerkes zu diesem Thema, der fast 1.000 Seiten umfassenden Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen.

Mit "Schamanenpflanze Tabak" hat Rätsch 2002 und 2003 eine rund 600 seitige Monographie über diese Kulturpflanze herausgebracht, die nicht erst seit 1492 ihren Dienst auf der Welt tut.

Das Werk ist, wohl umfangbedingt, in 2 Bänden erschienen. Im Band 1 geht es um die Kultur und die Geschichte des Tabaks in der Neuen Welt. Hintergründe der Nachtschattengewächse, zu denen der Tabak gehört, werden erläutert, sowie weitere Familienmitglieder der Pflanze vorgestellt und ihre Wirkung beschrieben. Was sind Schamanen, warum ist der Tabak eine Schamanenpflanze, wie, wo und wann wird auch heute noch Tabak angewendet und was bedeutet das Ganze für Menschen, die nicht in der natürlichen Umwelt des Urwaldes sondern in urbaner Umgebung leben. Botanische Normalitäten und Besonderheiten werden, teilweise in seitenlangen Auflistungen, dokumentiert.

Im 2. Band geht es darum, wie der Tabak die Alte Welt eroberte. Denn im 16. Jahrhundert kam der Tabak nicht nur nach Europa, er eroberte auch Afrika und Asien. Welche Gebrauchsveränderungen er dabei erfahren hat und mit welchen pflanzlichen oder chemischen Stoffen er in dieser Zeit gemischt wurde, wird ebenso beschrieben, wie die unterschiedliche Darreichungs- bzw. Konsumform; sei es nun in Form von Zigaretten, Schnupftabak oder Kautabak.

Summa summarum ist das 2-bändige Werk die umfassendste Darstellung all dessen, was Tabak ist, wie man ihn verwenden kann und welcher Gebrauch dem Menschen nützlich sein kann. Der Zeigefinger wird an keiner Stelle erhoben und auch Verharmlosung findet nicht statt. Die sachliche Darstellung der Fakten ist es, die zugleich eine intellektuelle Mauer gegen diejenigen bildet, die undifferenziert dem Rauch den Kampf angesagt haben.

Eine umfangreiche Bibliografie sowie ein Index über beide Bände verstehen sich von selbst.

Wenn es denn ganz aktuell wird, kann auch schon mal ein kleiner Fehler unterlaufen. Die auf Seite 228 abgebildete "Santa Damiana" ist keine kubanische Zigarre. Zugleich ist dies allerdings ein Indiz dafür, dass keine angreifbare "Beratung" oder gar sublime "Förderung" des Werkes durch die Tabakindustrie stattfand, was die Glaubwürdigkeit der pharmakologischen Aussagen in Zweifel ziehen könnte.

Ein Werk also für diejenigen, der sich dem Tabak auf einem anstrengenden, aber lehrreichen Weg, nämlich dem lesenden und denkenden, nähern möchten.

Rätsch, Christian
Schamanenpflanze Tabak

Band 1: Kultur und Geschichte des Tabaks in der neuen Welt
S. 1 - 371; 21 cm, Softcover, Klebebindung
ISBN: 3-907080-79-3

 

Band 2: Das Rauchkraut erobert die Alte Welt
S. 372 - 642; 21 cm, Softcover, Klebebindung
ISBN: 3-907080-94-7