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Havanna

Das Autorenteam - ein Filmemacher aus Deutschland, ein Wissenschaftler aus Belgien und ein Journalist aus Tansania - haben ein Buch geschrieben, das mehr sein will als nur ein Textbuch zum gleichnamigen Film, der 2003 auf dem Filmfestival von Parma zum besten Dokumentarfilm des Jahres gekürt und mit dem "Prix Leonardo in Gold" ausgezeichnet wurde.

Es geht um Tabakanbau- und -einkaufsstrategien der multinational operierenden Zigarettenfabriken, denen im Großen und Ganzen vorgeworfen wird, über die Erde zu wandern, eine bestimmte Zeit in einer bestimmten Region den Boden für den Tabak auszusaugen, alles vorhandene Holz für seine Trocknung zu verfeuern, um anschließend eine veramte und verhungernde Bevölkerung ohne fruchtbaren Boden in der Öde zu hinterlassen. Das hierbei besonders auf den afrikanischen Kontinent geschaut wird, liegt an dem afrikanischen Journalisten John Waluye, der aufgrund seiner Herkunft sich in diesem Teil der Erde natürlich besonders gut auskennt.

Geschildert werden auch die Rahmenbedingungen, innerhalb derer es in einzelnen Ländern zum Anbau und Raubbau kommt. Korrupte Regierungen, Vetternwirtschaft, der Run auf das schnelle Geld - alles Umstände, die sowohl für Tabak, als auch für andere Konsumgüter wie Kaffee, Erdöl, Erdgas oder Kakao gelten.

Es muss nicht bezweifelt werden, dass die geschilderten Fakten der Wahrheit entsprechen, dass also z.B. wirklich für ein Kilo Zigarettentabak 150 Kilo Holz verfeuert werden. Und dass ärmere Regionen dadurch das Prädikat einer "nikotinabhängigen Volkwirtschaft" bekommen, verwundert dann auch nicht mehr. Je mehr man liest, desto mehr bekommt man jedoch den Eindruck, dass es hier nur in zweiter Linie um das Anprangern von Anbaumethoden und deren Konsequenzen geht, sondern dass es sich vielmehr um eine Anti-Raucher-Kampagne in Buchform handelt.

Nicht nur die ständigen verbalen Attacken gegen Raucher fallen auf, insbesondere ab S. 144 lassen die Autoren ihren Wünschen freien Lauf, freuen sich über Mietverträge, nach denen man in seiner Wohnung nicht rauchen darf und bezeichnen Raucher als "Jammergestalten".

Eigentlich schade. Das nimmt dem Buch viel von seinem (unterstellten) Impetus, auf klare Fehlentwicklungen hinzuweisen.

Wer - insbesondere als Zigarrenraucher - diese Verbalinjurien locker überlesen kann, der sollte sich mit dem Buch befassen. Derartige Anbaumethoden sowie die beschriebenen "Pflegemaßnahmen der besonderen Art" (S.122) sind der Produktion eines jeden Zigarrentabaks vollkommen fremd.

Helmut Geist, Peter Heller, John Waluye
Rauchopfer
Die tödlichen Strategien der Tabakmultis
Softcover, 21 cm, 164 Seiten
Horlemann Verlag 2004