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30-10-25 08:00 Alter: 19 days

VON:MARK RIEMANN

Schottland • Katabatische Reise – Grenzerfahrung des Lebens

Eine Reise an Orte, die keiner freiwillig betreten sollte. Ich habe die Gefahren erlebt und berichte, damit andere vorbereitet sind – oder es gar nicht erst wagen.



Zutritt nur mit …


… Gesichtskontrolle


Der Autor hat eine Oase gefunden.


Alkohol ist in diesem Lande bei und zu jeder Gelegenheit im Angebot.


Genau den Ort sollte man sich merken und zum Mittelpunkt einer Reise ins Grauen machen.


Dokumentation des Illegalen.


Der Weg der Katabatischen Expedition: Zwischen Hoffnung, Verbotszonen und seltenen Genussmomenten. (Bilder: Expeditionsteam Riemann, Oktober 2025)

Der Auftakt am The Adamson Hotel in Crossford am 11.10.2025 ließ noch Hoffnung zu. Auf der Terrasse an der Main Street durfte – trotz klarer Verbotsschilder – unbehelligt, nach mündlicher Freigabe durch die Rezeption, eine Zigarre entzündet werden. Ein milder Herbstabend, ein still geduldetes „Vergehen“ – die Hoffnung glimmte auf, es könne vielleicht doch eine Rundreise mit Zigarrengenuss werden.

Bereits am 12.10.2025 im Muthu Alexandra Hotel in Oban stellte sich Ernüchterung ein: Weder drinnen noch draußen gab es irgendeine Option zu rauchen, das Rauchverbot wurde kompromisslos im Hotel und in der Stadt durchgesetzt.

Auch der längere Aufenthalt vom 13. bis 15.10.2025 im Carrick B&B auf der Isle of Skye brachte kein besseres Bild. Die Insel bezaubernd, die Kulisse spektakulär – doch selbst im Außenbereich war an einen Smoke nicht zu denken. Realistisch wäre eine Zigarre nur während einer abgeschiedenen Wanderung jenseits aller Wege gewesen.

Im Aurora Hotel in Nairn (16.–17.10.2025) dasselbe Spiel: keine Lounge, kein Fachgeschäft, keine Möglichkeit.

Das Huntingtower Hotel in Perth (17.–18.10.2025), ein historisches Anwesen mit einem Charme wie aus dem bekannten Addams-Family-Film, hätte das Zeug zur perfekten Zigarrenlounge gehabt – und blieb dennoch konsequent rauchfrei. Gruseliger als die Addams Family jemals sein könnte. Die gesetzlichen Vorgaben prägen sichtbar einfallslos den gesamten Hotelbetrieb.

Auch Edinburgh (19.–22.10.2025) empfing uns mit der vollen Härte des schottischen Antirauchergesetzes. Eine rare Ausnahme bot das Geschäft Puffin’ Rooms mit beheizter Terrasse, Lounge-Sesseln und einem bestens bestückten begehbaren Humidor mit kubanischem Schwerpunkt, wie es einem La Casa del Habano Fachgeschäft gebührt. Mit einer eindrucksvollen Whisky- und Rum-Auswahl setzt dieses Fachgeschäft zudem Maßstäbe. Ein Ort zum Durchatmen und Verweilen.

Im Altstadtzentrum von Edinburgh an den Victoria-Terrassen mit Blick auf die Victoria Street, auch bekannt als „Harry-Potter-Straße“, wurde mir ein Smoke ohne Murren gewährt. Sogar ein Gefäß zum Abaschen (kein Aschenbecher) wurde gereicht – eine ritterliche Geste im Meer der Verbote.

Die Fachgeschäfte der Stadt wirken allerdings wie Festungen: Robert Graham 1874 Whisky & Cigars kann nur betreten werden, wenn nach Klingeln geöffnet wird.

Die Cigar Box in der High Street befindet sich hinter einer blickdichten Schaufensterfront, der Eingangsbereich ist mit Milchglas verglast. Nichts ist einsehbar. Auch hier wird Zutritt nur nach Klingeln gewährt.

Im Black Bird Pub gibt es Zigarren-Tastings in Kooperation mit Robert Graham 1874 Whisky & Cigars auf der eingehausten Terrasse – ein Indiz dafür, dass dort wohl auch außerhalb dieser Events geraucht werden darf.

Die Realität der Reise ist ernüchternd. Mit rund 30 mitgeführten Zigarren und der Hoffnung, zwei Smokes pro Tag zu genießen, begann der Frust bereits am ersten Abend zu wachsen: Rauchen, und insbesondere Zigarrenrauchen, wird in Schottland faktisch zur absoluten Ausnahme und ist nur noch in Nischen weitab des Mainstreams möglich.

Was unter anderem als genussvolle Rundreise gedacht war, wurde so zum Lehrstück in staatlich sanktionierter Genussverhinderung. Doch noch glimmen kleine Hoffnungsfeuer an Orten, wo der Genuss zelebriert und gelebt wird. Hier sperrt man den restriktiven und verbotsfanatischen Mainstream temporär aus.