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07-06-25 11:42 Alter: 10 days

VON:GH

Thomas Mann zum 150. – Zigarrenraucher, Geistmensch, Weltliterat

Von einem, der den blauen Dunst zu schätzen wusste.



Ob beim Schreiben oder Lesen: Die mentale Kraft gab´s durch die Zigarre. (Bild: ETH-Bibliothek Zürich, Thomas-Mann-Archiv / Fotograf: Unbekannt / TMA_3020)


Arbeit im Liegestuhl – lautet der Titel der beiden Bilder. Nennt man das heute Work-Life-Balance? (Bild: ETH-Bibliothek Zürich, Thomas-Mann-Archiv / Fotograf: Unbekannt / TMA_3021)

Am 6. Juni 2025 wäre Thomas Mann 150 Jahre alt geworden – ein Grund zum Feiern, zum Lesen, zum Innehalten. Und, für Eingeweihte: zum Anzünden einer Maria Mancini. Denn wer Der Zauberberg gelesen hat, weiß: Zigarren waren für Manns Figuren (und auch für den Autor selbst) nicht bloße Genussmittel, sondern existenzielle Begleiter. Hans Castorp etwa schwärmt: „Solange ich noch meine Zigarre hätte, hielte ich’s aus… sie brächte mich drüber weg.“ – Was für den Patienten im Hochsanatorium galt, galt auch für den Dichter in kalifornischem Exil.

Zigarren waren Thomas Manns stilles Ritual, sein intellektuelles Schmiermittel, der Humus seines großen Geistes. Wie Speis und Trank gehörten sie zum Leben – und Schreiben. In seinen Tagebüchern klagt er bitter über Zigarrenmangel in Kriegszeiten, als wäre es eine Art geistiger Unterernährung. Die „Maria Mancini“ wird nicht nur von Castorp mit fast erotischer Sorgfalt beschrieben – würzig, leicht, „sie hat es gern, wenn man ihr lange die Asche lässt“.

Der Mythos der Zigarre ist bei Mann tief verwurzelt: In Buddenbrooks sitzt der Senator mit Zigarre am Frühstückstisch; realiter sah man den Autor mit Zigarre auf zahllosen Fotos – viele davon bewahrenswert konserviert und frei einsehbar im Thomas-Mann-Archiv der ETH Zürich, nicht etwa im kulturstaubigen Lübeck. Was auch besser ist. Denn in norddeutscher Frische, wo Tabakgenuss nur noch als Kuriosum gilt, würden Manns Zigarrenporträts heute womöglich als „nicht vermittelbar“ in den Giftschrank verbannt.

Gut also, dass die Schweiz das Erbe pflegt – dort, wo man noch weiß: Großer Geist braucht Zigarrenrauch.